Matthias Weiß on Mon, 19 Jan 2004 14:01:12 +0100 (CET) |
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Re: [rohrpost] Medien Kunst Netz |
moin armin, > was mich generell interessieren wuerde, wie das mehr leser- > schreiberinnen auf dieser liste sehen, wie das insgesamt so mit der mich auch, sehr! > luft haengt und dass eigentlich niemand so genau weiss, wovon die > rede ist; ist auch klar, die szene der "kunst"macher bzw. -programmierer, die sich in unserem, netz basierten metier häufig aus flaneuren zwischen ingenieurtum und bildender kunst bewegen (schwerpunkte sind variant zwischen digitalem hausmeister bis flash(wo)man) zusammensetzt, besitzt oftmals einen eklatanten mangel an künstlerischem. das liegt auch daran, dass malerei/bildnerei ibää sind (bloß nicht an geschichtliches anknüpfen, vielleicht stellt jodi -> mondrian-kontext eine ausnahme dar), wo doch das verständnis fürs material und form gerade in traditionellen künsten meines erachtens wesentlich ausgeprägtester ist, als bei flashern oder digitalinterventionisten. und in ermangelung an kriterien und in verkennung der eigenen möglichkeiten und in der verweigerungshaltung gegenüber auslegung, welche die kritik aufgrund pathologischer technikmythisierung noch stärkt (zb. forkbomb (thx florian für die erweiterung meines deutungshorizontes)), liegt die crux, welche die kritiker immer wieder über die szene selbst rotieren lässt, statt endlich einmal beispielsweise formfragen über shulgins formexzesse (old hat, ich weiß) hinauszudenken und zu -analysieren. ich hatte auf art.net.dortmund versucht, genau das anzuregen: harte methoden zur auslegung, statt immer nur selbstbezügliches szenegerede (s. esc-reader bethanien, tod von netzkunst). war leider nicht mit der einen und anderen lokalpolitik zu vereinbaren. armes art.net.dortmund. ein weiterer versuch einer zunächst positiv angedachten institutionalisierung (warum ist das eigentlich so übel?) ist leider- trotz der vollmundigen 5-jahresplanerei des dortmunder kulturdezernenten jörg stüdemann den bach runter. der büro-p3 600mhz von compaq aber rennt und rennt, bis er verbrennt! :-(( by the way: mittlerweile besteht einiges akademisch-kunsthistorisches interesse an der netzkunst (nicht zuletzt auch meine promotion (in arbeit)). es sind zudem etwelche magisterarbeiten geschrieben worden. grün für akademische auseinandersetzung. ich bin auf den gehalt und die ergebnisse neugierig. > spezialisierung erfordert, was wiederum dazu fuehrt, dass ausserhalb > dieser kleinen szene erst recht so niemand weiss, worum es geht; wer sich informieren will, der kann's tun. ich glaube ja immer noch, dass sich die meisten menschen, die gerne kunst rezipieren, bei entsprechender institutioneller aufbereitung auch gern einmal auf netzzkunst einlassen würden. ist das schlimm? wenn aber die spezialisten keine adäquate sprache zur beschreibung und vermittlung finden. fiat nox? > sie haben das gefuehl verladen zu werden, und koennen richtig sauer > reagieren; idiosynkrasien entstehen aus dem mangel an interesse und vielleicht sogar wengier wegen der fehlenden vermittlungskompetenz, welche bereitschaft zur offenen auseinandersetzung verhindert. ich kann im übrigen nur sagen, dass von den paar hundert besuchern der vielleicht für den klassischen kunstbetrieb kryptischen "kontrollfelder"-ausstellung 2002 bei hartware, der weitaus geringste teil (und ich habe bis auf ein zwei tage jeden besucher weitgehend selbst geführt) "aggressiv" wurde. dort gab's u.a. traubs "bits&pieces" oder den auto-illustrator von ward bzw. von den lans "tracenoizer". > geladen kriegt (mit dreissig jahren verspaetung haben sie langsam > die videokunst entdeckt); wirklich? wie wurde denn auf d11 bewegtbild gezeigt? vielleicht schießt sich ja die szene selbst immer wieder von der bahn, möchte ich mal provozierend nachfragen. > nicht selbstkritisch genug reflektiert wird; dazu gab und gibt es zwar > in intervallen immer wieder ansaetze auf nettime, aber das > uebersetzt sich kaum in den deutschsprachigen raum hinein, womit > also eine spezifische reflexion auf lokaler ebene unterbleibt; einspruch: ich glaube, dass es davon eher zuviel gibt. wenn sich (bildende) kunst nicht sinnlich vermittelt, lesen/schreiben wir weiter bücher und aufsätze. dann brauchen wir nicht die eingeforderte arbeit im und mit dem netz. wenn wir zuviel politisieren und nurmehr die inhaltinhaltinhalt-forderung nach vorn stellen, warum dann im ikonischen des www (bitte keine debatte jetzt über lynx und kommandozeile)? oder ist es doch wieder das alte eingrenzende paradigma einer netzkunst, die nur politisch interventionistisch sein darf? > sicht des kunst- und medienmainstreams ein marginales thema sind, > obwohl wir doch alle wissen, dass diese themen fuer die gesellschaft > insgesamt von grosser relevanz sind. wenn sinnlich überzeugendes fehlt, kann im sinnlichen keine überzeugung stattfinden, möchte ich mal tautologisch formulieren. und evetl. daran erinnern, dass ad reinhardt mal "kunst ist kunst und alles andere ist alles andere" meinte. also schreiben wir und beißen uns selbst irgendwohin, was wiederum zum unbehagen über die ach so unterworfene, kleine szene führt. dieses zirkuläre gälte es einmal mehr durch die auffindung und definition bestimmter qualitäten, die im kunstdiskurs geführt werden müssen, aufzubrechen. warum nicht mit beiträgen innerhalb eines enzyklopädischen und vielleicht konservativen unterfangens wie dem www.medienkunstnetz.de > beide jedoch medien-netz-kunst mehr oder weniger ein rotes tuch > sind. s.o. > oder in der lage sind, womit wir z.B. wieder bei besagten luxus- > katalog- und buchreihen waeren. ich verweise in diesem zusammenhang auf hartwares 404-kongress (www.404project.net). hat jemand von euch einmal den tod von kunst gerochen, beispielsweise in der erscheinung von gallusfraß auf barocken druckgrafiken? bitte einmal vergleichen mit der halbwertszeit von links. und noch einmal polemisch mit arno schmidt: "es gibt keine seligkeit ohne bücher." > schrebergarten zugange ist und das wurzelwerk biologisch > organischer mediennetzkunstwerke im kleinen kreise zuechtet als ist das wirklich so, was bringt uns das beharren auf der alten seilschaftmetapher. wie ist das denn andernorts. rhizome oder so? ich frage nur. ich halte diesen aspekt zwar für untersuchenswert aber marginal, denn in der konsequenz verhält sich eben jeder so arschig wie er kann, sprich: ethik denkt sich nicht nur hierzulande im individuum. und - pathetisch - wer sich wie eine sau verhält, ist selber schuld und muss mit bestimmten konsequenzen rechnen. ob das medienkunsszenespezifisch deutsch ist, bezweifle ich. > sich da irgendwo allzusehr hinauszulehnen, denn schlieslich koennte > man ja einen job versaeumen oder eine einladung zu einem vortrag darauf hat florian heute morgen schon hinlänglich geantwortet, denke ich. lg m -- --------------------- KUNST COMPUTER KRITIK Matthias Weiß Sölder Kirchweg 10 D-44287 Dortmund ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/