ols-web on Fri, 6 Dec 2002 12:50:04 +0100 (CET)


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Re: [rohrpost] Lev Manovich, banales beispiel: der zoom im Acrobat Reader


wie Florian Cramer gesagt hat kann es gut sein, dass eine offenere
diskussion von Manovich´s vortrag noch einiges erbracht hätte; und
vielleicht waren die beispiele auch sehr interessant bzw. hätten mehr
potential geboten (was ich nicht so beurtielen kann).

insgesamt aber muß ich sagen, dass der vortrag damals im Podewill im
frühjahr besser und interessanter war, wo er bereits ähnliches gesagt hat
(auch wenn er hier ähnliche schwächen hatte und es mir nicht scheint, dass
er sich wirklich auf vorträge vorbereitet).

wenn etwas interessant ist, dann die diskussion bzw. der vorschlag, dass
_software, hardware und inhalt_ im begriff der »cultural software« -
»irgendwie« - zusammenfallen  (- evtl. auch noch der
gebrauchszusammenhang?!).
damals hatte er in diesem zusammenhang noch andere und erhellendere
anschlüsse hergestellt: etwa an die historischen 
kunst-avantgarde-traditionen und die rolle von programmierern und
urtümlicher computer-gemeinde bei der fusion von software-entwicklung mit
neuen kulturellen und künstlerischen formen/formationen.

aber auch damals schon hat er meiner meinung nach keine wirklich
befriedigende antwort darauf gehabt, welchen status das prima vista sehr
lose metaphorische reden von »cultural software« im bezug auf phänomene
außerhalb der computer-ästhetik hat.
die verengung auf »software« scheint hier erstmal nur makro-mediale
praxiszuammenhänge auszublenden.

es schien - im besseren - darauf hinauszulaufen, dass die bekannte these
von der hybridität der medien eine runde weiter gedreht wird zu der these,
dass a) die hybridität von digitalen medien mit "alten" eine ganz
besondere form der hybridität darstellt und b) (das wäre das neue) nicht
nur als medialer umbruch zu lesen ist, sondern verflochten ist mit einem
kulturellen umbruch, der auch die architektur und die notwendigen lesarten
des kulturellen neu konfiguriert.

was auch fehlte im letzten vortrag an der fu, war eine bestimmung, _welche
art von medienbegriff_ er mit »cultural software« ersetzen will. das ganze
wird aber nur dann interessant; nicht wenn ein sehr umgangssprachlich
gelagertes medien-konzept durch einen theoretischen overall-terminus
ersetzt werden soll. (was Matze Schmidt vielleicht zu recht eine
»imperiale overall-these« befürchten läßt)

beste grüße
oliver


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