Gerald Raunig on Thu, 12 Sep 2002 10:01:12 +0200 (CEST)


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[rohrpost] republicart theoriekiste, kurze antwort auf henning ziegler und florian cramer


ich hab den eindruck, dass sich die diskussion hier allzusehr auf dem
typischen festhalten an theoretikerInnen-namen aufhaengt. wenn ich hier
dennoch kurz auf diese und andere namen eingehe, dann nur, um etwas
verdichtetes schlaglicht auf linke theoriekonzepte zu werfen, auf die wir
mit republicart bezug nehmen wollen.

das republicart manifest vertritt nicht das gesamte theoriegebaeude von
laclau/mouffe, sondern genau ihr theorem von einer pluralen
oeffentlichkeitsvorstellung (etwa gegen habermas, vgl.
http://www.eipcp.net/diskurs/d07/text/marchart_prepublic_de.html). bei
deleuze/guattari wird von einem derartigen - im akademischen sinn -
konsistenten wie geschlossenen theoriegebaeude ja gezielterweise ueberhaupt
nicht zu sprechen sein, hier wird durch das manifest hauptsaechlich die
zentrale politische forderung nach ueberlappenden aktivitaeten in den
nachbarschaftszonen von politischen kunstpraxen, aktivismus und
theorieproduktion aufgenommen. im zusammenhang von
nicht-repraesentationistischen praxen wird "empire" zitiert (negri/hardt
kupfern allerdings weit mehr bei deleuze/guatttari als bei marx ab) und
nicht "hegemonie und radikale demokratie" (mouffe/laclau).
wie die theorien zur multitude und zur pluralisierung von oeffentlichkeit in
einen produktiven transversalen zusammenhang (vgl.
http://igkultur.at/igkultur/transversal/1018733810) gebracht werden koennen,
wird nicht zuletzt ein thema fuer das dreijaehrige projekt republicart und
sein webjournal auf www.republicart.net sein. fuer ambitionierte
textversuche in diese richtung waeren wir sehr dankbar.

mein humor droht an seine grenzen zu geraten bei der zusammenschau des
subjects "republikanerkunst" (henning ziegler) und der flapsig unterstellten
moeglichkeit, das manifest koennte genauso von rechtsradikaler seite kommen
(florian cramer). solche unterstellungen funktionieren nur bei sehr
ungenauem lesen, sowohl des manifests wie der werke gramscis wie der
ausfluesse rechtsextremer lyriker. das manifest versteht sich nicht als
gramscianisch (was wiederum nicht heisst, dass damit eine politische
abgrenzung von gramscis theorien gemeint ist).
gerade andre zogholys publikation, auf die florian cramer verweist, zeigt
relativ klar, dass es sich bei der rechten entwendung etwa des begriffs der
"kulturellen hegemonie" um vulgaergramscianische versatzstuecke handelt.
dass theoreme entwendet und missbraucht werden, das ist derzeit grad ein
ganz erfolgreiches spiel der rechten (zuletzt die europaweite umkehrung des
hate-speech-konzepts im zusammenhang mit dem mord an pim fortuyn). gegen
solche strategien der entdifferenzierung muesste es zunehmend um die kunst
der differenzierung gehen. das auseinanderhalten von links und rechts ist
oft einfacher als man denkt, wenn man nur will.
g.

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: <rohrpost-request@mikrolisten.de>
An: <rohrpost@mikrolisten.de>
Gesendet: Donnerstag, 12. September 2002 06:26
Betreff: Rohrpost digest, Vol 1 #653 - 10 msgs


> Send Rohrpost mailing list submissions to
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> Today's Topics:
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>    1. 12. oktober (100X19@gmx.net)
>    2. =?ISO-8859-1?Q?NEUE=20G&GN-HITS:=20"SCHR=D6DER=20MEDITIERT"=20&=20?=
>        =?ISO-8859-1?Q?"WENDEZEIT"?= (GanzGarNix@aol.com)
>    3. Re: 12. oktober (Agentur =?iso-8859-1?Q?f=FCr?= volkskuenstlerisches
Laienschaffen)
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> Message: 1
> Date: Wed, 11 Sep 2002 14:15:06 +0200 (MEST)
> From: 100X19@gmx.net
> To: rohrpost@mikrolisten.de
> Subject: [rohrpost] 12. oktober
>
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>
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>
>
> wahrscheinlich wird ab heute mal wieder nichts mehr so sein wie es einmal
> war
>
> --
> GMX - Die Kommunikationsplattform im Internet.
> http://www.gmx.net
>
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> --__--__--
>
> Message: 2
> From: GanzGarNix@aol.com
> Date: Wed, 11 Sep 2002 08:43:26 EDT
> To: GanzGarNix@aol.com
> Subject: [rohrpost]
=?ISO-8859-1?Q?NEUE=20G&GN-HITS:=20"SCHR=D6DER=20MEDITIERT"=20&=20?=
>  =?ISO-8859-1?Q?"WENDEZEIT"?=
>
> Institut f=FCr Ganz & GarNix (G&GN) / Berlin, den 11.September 2002
>
> betr.: 2 neue Hits auf >www.mp3.de/holzhund<
> ______________________________________
>
> Liebe Freunde avantgardistischer Clubliteratur-Musik...
>
> seit heute morgen lassen sich beide neuen Songs des K=F6ln-Neuk=F6llner
Duos=
> =20
> "Holzapfel & Hundacker" KOSTENLOS von der <MP3>-Homepage DOWNLOADEN !!!
>
> Beide sind absolut party-, caf=E9- & clubtauglich, au=DFerdem=20
> "Realplayer"-kompatibel...
>
> Je nach Verteiler befindet sich (k)ein Werbe-Flyer im Datei-Anhang, den
wir=20
> gerne auf Wunsch nachliefern (12 Miniflyer pro DinA4-Blatt) zum=20
> Weiterverteilen:
>
> Bitte empfehlen Sie die Songs weiter, wenn sie Ihnen gefallen.
> Ich w=FCnsche eine angenehme Unterhaltung.
>
> gez. Samuel L=E9po (Pressechef >www.GGN.de/termine.html<)
>
> P.S. Nur um Mi=DFverst=E4ndnissen vorzubeugen:
> Die gesamte G&GN-Belegschaft w=E4hlt =FCbrigens einstimmig Rot-Gr=FCn,
denn=20=
> wir=20
> gehen davon aus, da=DF Stoiber (etymologische Herkunft: "St=E4nkern") noch
n=
> icht=20
> einmal wei=DF, wie man =E4h, Meditaziohn, =E4h buchstabiert - w=E4hrend
Schr=
> =F6der beim=20
> allm=E4hlichen Abbau der Kohlerbschaft wenigstens den Humor (als
menschliche=
> s=20
> Gesicht) nicht verliert...
> Lieber h=E4tten wir nat=FCrlich auch dieses Mal Schlingensief als K=F6nig
!!=
> !
>
> __________________________________________
> 1.) "SCHR=D6DER MEDITIERT" (Notechit I, 4:49 min)
> ----> Eine perfekte tanzbare Trance/Techno-Parodie mit folgender=20
> Fake-Pressemitteilung
>        (von Tom de Toys eingesprochen):
>
> >>Berlin / Bundeskanzler Schr=F6der meditiert neuerdings beim Dalai Lama.
Na=
> ch=20
> anf=E4nglichen Konzentrationsschwierigkeiten ("ICH VERFALLE NIE IN
TRANCE")=20
> machte er gestern die Erfahrung der Gro=DFen Leere. Sicherheitsexperten=20
> =FCberpr=FCfen derzeit die Auswirkungen auf die nationale Stabilit=E4t.<<
> (Presse-Satire, G&GN-Institut: >www.GGN.de/termine.html<)
> ___________________________________
> 2.) "WENDEZEIT" (Feld & Flur II, 4:27 min)
> ----> Eine wundersch=F6ne Drum'n'Bass-Ballade f=FCr Verliebte mit dem=20
> Ohrwurm-Refrain
>        (gesungen von Tom de Toys):
>
> >>echtes leben ruft / wir sind da / wir sind da / wir sind noch immer /
nich=
> t=20
> gestorben<<
>
> ______        ______        ______        ______        ______
______=
>  =20
>       ______
>
> Wir w=FCrden uns sehr freuen, wenn Sie Ihre Bewertung f=FCr die
MP3-Charts=20
> abgeben (siehe mp3-online-Rubrik) und die Songs in Ihrem Bekanntenkreis=20
> publik machen!!!   S.L.
> _______________________________________________________________
> G&GN IS POWERED BY TRADEMARK POEMIE & WEBMASTER WULLE
>
> --__--__--
>
> Message: 3
> Date: Wed, 11 Sep 2002 15:55:06 +0200
> From: Agentur =?iso-8859-1?Q?f=FCr?= volkskuenstlerisches Laienschaffen
<egidius@braan.org>
> Organization: http://braan.org/
> To: rohrpost@mikrolisten.de
> Subject: Re: [rohrpost] 12. oktober
>
>
>
> 100X19@gmx.net wrote:
> >
> > wahrscheinlich wird ab heute mal wieder nichts mehr so sein
> > wie es einmal war
>
>
> Schon wieder. Hat man sich kaum dran gewöhnt.
> Ist ja wie mit dem Fussball.
>
> --__--__--
>
> Message: 4
> Date: Wed, 11 Sep 2002 15:54:17 +0200
> From: Florian Cramer <cantsin@zedat.fu-berlin.de>
> To: rohrpost@mikrolisten.de
> Subject: Re: [rohrpost] Lektionen des 11.September
>
> Am Mittwoch, 11. September 2002 um 12:18:34 Uhr (+0200) schrieb
> mediumflow@gmx.de:
>
> > 20 Lektionen des 11.September
> >
> > Mathias Bröckers
> > 23.08.2002
> > The WTC Conspiracy LIII
> > Der Jahrestag der Ereignisse nähert sich,  Zeit zusammenzufassen,
> > was wir im ersten Schuljahr "WTC-Conspiracy" gelernt haben.
>
> Bei allem Respekt vor Verschwörungs- und anderen
> Nicht-Mainstream-Theorien wundert es mich doch, daß in den deutschen
> Netzkulturen nur die eine Seite hinterfragt wird, nicht aber z.B.
> solche scheinbaren Konsens-Losungen wie "no border" oder "Kein Mensch
> ist illegal", die angesichts der Hamburger "Islam-AG" und
> Atta-Wohngemeinschaft vielleicht naiv anmuten könnten.
>
> -F
> --
> http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/homepage/
> http://www.complit.fu-berlin.de/institut/lehrpersonal/cramer.html
> GnuPG/PGP public key ID 3200C7BA, finger cantsin@mail.zedat.fu-berlin.de
>
> --__--__--
>
> Message: 5
> From: "Henning Ziegler" <hziegler@zedat.fu-berlin.de>
> To: <rohrpost@mikrolisten.de>
> Date: Wed, 11 Sep 2002 16:00:24 +0200
> Subject: [rohrpost] Netzwerke-Konferenz FFM
>
>
> F=E4hrt jemand mit dem Auto/Zug von Berlin zur Konferenz nach FFM?
> http://www.stationrose.com/netzwerke.html
>
> ::
>
> Henning Ziegler
> http://userpage.fu-berlin.de/~hziegler=20
>
> New article:
> "The Digital Cowboys - Hackers as Imagined Communities"
> in NMEDIAC, The Journal of New Media & Culture, Summer 2002
> http://www.nmediac.net
>
>
>
> --__--__--
>
> Message: 6
> From: "Henning Ziegler" <hziegler@zedat.fu-berlin.de>
> To: <rohrpost@mikrolisten.de>
> Date: Wed, 11 Sep 2002 16:00:24 +0200
> Subject: [rohrpost] Republikanerkunst
>
>
> Sp=E4t, aber ich komme noch:
>
> Zun=E4chst scheint mir das rePUBLICart Manifesto von Gerald einige
> Theoretiker zusammenzuwerfen, die so nichts viel gemeinsam haben. Es ist
> die Rede von "nicht-repr=E4sentationistischen Praxen", etwas sp=E4ter im
> Text wird Ernesto Laclau/Chantal Mouffe zitiert. Laclau vertritt aber
> gerade die _Notwendigkeit_ der Repr=E4sentation (=3D Hegemony). Ein
> Widerspruch.
>
> Ingesamt stimme ich (aus dem "linken" Lager) Florian zu, der sagt:
> "Sch=F6n und gut, aber wozu braucht man f=FCr diesen Zweck noch Kunst =
> und
> bel=E4sst es nicht gleich bei politischem Aktivismus? (..) Mein Verdacht
> ist aber, dass es in Wirklichkeit um das Umgekehrte geht: n=E4mlich
> politischen Aktionismus durch das Label der Kunst, der "Performance"
> etc. zu adeln und zu =E4sthetisieren."
>
> Was ich nicht verstehe war Florians Hinweis "dass sich die Vordenker und
> Strategen dieser Zirkel auf dieselben Theorieg=F6tter (sprich: Gramsci =
> und
> seine postmarxistischen Adepten) berufen" - das war mir jetzt ganz neu.
> Details?
>
> Zu Bettina: "Wie definiert sich ein Text, der von Netzkultur handelt?
> Was sind Projekte, die damit zu tun haben - wo grenzen sie sich ab?"
> Dazu gibt es doch nun schon gen=FCgend Literatur. Projekte / Texte die
> eben Netze notwendig voraussetzen (keine CD-ROMs z.B.); jetzt w=E4re =
> noch
> die Frage nach der Kultur.=20
>
>
> ::
>
> Henning Ziegler
> http://userpage.fu-berlin.de/~hziegler=20
>
> New article:
> "The Digital Cowboys - Hackers as Imagined Communities"
> in NMEDIAC, The Journal of New Media & Culture, Summer 2002
> http://www.nmediac.net
>
>
>
> --__--__--
>
> Message: 7
> Date: Wed, 11 Sep 2002 10:45:58 -0400
> From: sebastian@rolux.org
> To: rohrpost@mikrolisten.de
> Subject: [rohrpost] re 911
>
> hallo,
>
> ich hatte gerade das vergnuegen, mir im bryant park, 42th street
> & 6th avenue (vor allem die scheiss FLAGGENINDUSTRIE profitiert
> von 9-11, glaubt mir), diesen quark zu gemuete zu fuehren.
>
> wenn ich also lese:
>
>  > 18) Wir haben gelernt, dass das Internet die einzige Möglichkeit
>  > bot, sich der freiwilligen Gleichschaltung des Medien-Mainstreams
>  > zu entziehen und jenseits aller Zensur und Denkverbote einen freien
>  > Austausch von Information zu gewährleisten. Nur in diesem Exil
>  > konnten Journalisten und Reporter ihrem Handwerk noch so nachgehen, w
>  > wie es von den Medien als funktionierender vierter Gewalt
>  > demokratischer Systeme eigentlich flächendeckend zu erwarten
>  > gewesen wäre.
>
> dann bitte ich euch doch, bevor die traenen kommen, mal ein jahr
> nach unten zu scrollen.
>
> und:
>
> > 10) Wir haben gelernt, dass diese Gesetze  auf  einen totalitären
> > Überwachungsstaat im Hitler-Stalin-Stil hinauslaufen: mit
> > Militarisierung der Innenpolitik, aufgeblähten StaSi-Behörden und
> > zivilen Blockwart- und Spitzelsystemen.
>
> konzentrationslager, anyone?
>
>
> --__--__--
>
> Message: 8
> Date: Wed, 11 Sep 2002 16:59:02 +0200 (MET DST)
> From: corcoran@anglistik.uni-muenchen.de
> To: Florian Cramer <cantsin@zedat.fu-berlin.de>
> Cc: rohrpost@mikrolisten.de
> Subject: [rohrpost] Brand-name bin Laden
>
> "wundert es mich doch, da=DF in den deutschen
> Netzkulturen nur die eine Seite hinterfragt wird"
>
> Yes. Here is a question regarding the other side:
>
> Given the strict Islamic injunction against representation of the human
> form, how is it that Osama bin Laden had no compunction against having
> videos of himself made lecturing, invoking his allegedly pious political
> position? His face has become a brand name as recognizable as the
> trademark of Coca Cola (see today's Sueddeutsche Zeitung for the use of
> his face in, I believe it was recruitment material). That might be
> attributed to his followers, who might conceivably be ignorant of the
> religious prohibition--but for the videos which were shown
> on TV (the ones that seem to have been made for TV, and were
> indeed delivered to Pakistani TV), bin Laden himself spoke directly into
th=
> e
> camera.
>
>
> --__--__--
>
> Message: 9
> Date: Wed, 11 Sep 2002 17:19:43 +0200
> From: Florian Cramer <cantsin@zedat.fu-berlin.de>
> To: rohrpost@mikrolisten.de
> Subject: Re: [rohrpost] Republikanerkunst
>
> Am Mittwoch, 11. September 2002 um 16:00:24 Uhr (+0200) schrieb Henning
Ziegler:
>
> > Was ich nicht verstehe war Florians Hinweis "dass sich die Vordenker und
> > Strategen dieser Zirkel auf dieselben Theoriegötter (sprich: Gramsci und
> > seine postmarxistischen Adepten) berufen" - das war mir jetzt ganz neu.
> > Details?
>
> [Anm.: "diese Zirkel" = Rechtsextremisten]
>
> Praktisch das gesamte Konzept der "nouvelle droite" bzw. "Neuen Rechten"
> bezieht sich auf Gramsci und seinen Hegemoniebegriff (siehe z.B.
>
<http://www.google.de/search?hl=de&ie=ISO-8859-1&q=%22Neue+Rechte%22+Gramsci
>).:
>
>    Die 'Neue Rechte' hatte mit dem kulturrevolutionären Gedanken
>    von Gramsci einen neuen Anfang für den Kampf gegen die Demokratie
>    gefunden.  Damit liessen sich die Herausforderungen, die sich aus
>    der Niederlage der NPD ergaben, annehmen. Die Resignation konnte
>    überwunden werden.  Traditionen konnten unter diesem Gesichtspunkt
>    abgeklopft und der Zeit entsprechend verwertet werden. Der Blick
>    wurde nicht mehr restaurativ nach hinten gerichtet. Es sollte eine
>    neue antidemokratisch-revolutionäre Stimmung geschaffen werden.
>
>    (Bernd Wagner, Handbuch Rechtsextremismus, Rowohlt 1994, S. 25)
>
> Der wichtigste Mittelmann ist der französische Vordenker der "nouvelle
> droite", Alain de Benoist, dessen Hauptwerk unter dem Titel
> "Kulturrevolution von Rechts. Gramsci und die Nouvelle Droite"
> auf Deutsch erschien.  Eine Google-Suche "Benoist Gramsci" ergibt 305
> Treffer, an erster Stelle die URL des "de Benoist Archive":
>
>    "Drawing upon the theories of the Italian communist Antonio Gramsci, de
>    Benoist started a struggle to 'contest' and delegitimise this opposing
>    ideology. Labels should not be imposed on de Benoist although the term
>    'Nouvelle Droit' (New Right) was one which he used. In a war of ideas,
>    it was the appointed function of the Nouvelle Droit to provide new
>    arguments." <http://www.alphalink.com.au/~radnat/debenoist/>
>
> Von Benoist übernehmen diverse deutsche Vordenker der "Neuen Rechten"
> den Gramsci-Bezug, so z.B.  Günther Rohrmoser, ...
>
>    "Er fordert von seinen rechten und nationalkonservativen
>    MitstreiterInnen die "kulturelle Hegemonie" (Vorherrschaft) in
>    den gesellschaftlichen Diskussionen als Vorausetzung für eine
>    "geistig-ethische Erneuerung" der BRD-Gesellschaft. [...[ Der
>    Begriff und der theoretische Ansatz der "kulturellen Hegemonie"
>    ist ürsprünglich im Kopf des Marxisten Gramsci geboren worden. Die
>    Neue Rechte bedient sich dieser Thesen und legitimiert ihre
>    Herangehensweise entweder mit eigenem Vokabular wie "theoriefähiges
>    Kulturkampf-Konzept" (Schönekäs) oder geht wie Rohrmoser ersatzweise
>    auf den gramscischen Kulturbegriff ein, wie Rohrmoser um am Schluß
>    die vermeintlichen "marxistischen Kinderkrankheiten" zu brandmarken."
>
<http://www.nadir.org/nadir/archiv/Antifaschismus/Themen/szw/seiten/neuerech
.html>)
>
> ... die neurechte Wochenzeitschrift "Junge Freiheit", siehe
> <http://www.hausarbeiten.de/archiv/germanistik/germ-freiheit.shtml>
>
> ... offenbar auch Haiders FPÖ:
>
>    Zogholy zeigt in seiner Arbeit deutlich auf, welche Versatzstücke
>    rechte Theoretiker sich aus Gramscis Theoriegebäude entlehnt haben
>    und wendet diese Beschreibungs- und Erkenntniswerkzeuge auch auf die
>    Kulturpolitik der FPÖ an.
>    <http://www.prairie.at/rezensionen/literatur/artikel/20020307153315>
>
> ... und niederländische Rechtsextremisten:
>
>      Der neurechte Meinungsführer Ruter ist ein Fan der Ideen von
>      Gramsci, der jahrelang in Mussolinis Knästen lebendig begraben war.
>
<http://www2.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_rosstaeuscher.html>
>
> ...und den ehemaligen SDSler und heute führenden deutschen
> Neonazi-Schulungskader Reinhold Oberlercher:
>
>    Per Datenfernübertragung organisieren rechtsextremistische
>    Computer-Freaks Oberlerchers Schulungen, den elektronischen Vertrieb
>    nationalsozialistischer Zeitschriften sowie parteiübergreifende
>    Diskussionen zu Strategie und Taktik der militanten Rechten. "Es
>    wird Zeit", schrieb ein Neonazi-Funktionär im "Thule"-Netz, daß wir
>    uns mit der "kulturellen Vorherrschaft der Linken und den Ideen von
>    Antonio Gramsci" auseinandersetzen.
>    Burkhard Schröder n: taz 1995, <http://www.burks.de/artikel/taz3.html>
>
> Glaubt man dem niedersächsischen Verfassungsschutzbericht von 2001, geht
> sogar das Konzept der "national befreiten Zonen" auf Gramscis
> Hegemonielehre zurück
> <http://www.niedersachsen.de/File/MI_verfassungsschutz2001.pdf>.
>
> -F
>
> --
> http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/homepage/
> http://www.complit.fu-berlin.de/institut/lehrpersonal/cramer.html
> GnuPG/PGP public key ID 3200C7BA, finger cantsin@mail.zedat.fu-berlin.de
>
>
> --__--__--
>
> --
> Rohrpost mailing list
> Rohrpost@mikrolisten.de
> http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost
>
>
> End of Rohrpost Digest
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