Andreas Broeckmann on Fri, 14 Nov 2003 15:04:57 +0100 (CET)


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[rohrpost] ExArgentina workshops, Berlin, HAU 21.-23.11.03


Pläne zum Verlassen der Übersicht
Planes para escapar de las visiones panoramicas

3 Abende und 4 Workshops
zu Negation, militanter Untersuchung, Kartographie und politischer Erzählung

im Rahmen von ExArgentina
21. - 23. November 2003
Hebbel am Ufer - HAU2 . Hallesches Ufer 32 . Berlin

Infos: 030 259004-89
kschmitt@exargentina.org
www.ExArgentina.org <www.ExArgentina.org>




= P R O G R A M M =
Alle Veranstaltungen mit Übersetzung

Freitag, 21.11. - 20h
"Warum so negativ?" fragt die Spinne ... Ein Abend zur Negation
Colectivo Situaciones: Zwischen Krise und Gegenmacht
Diedrich Diederichsen: Total vergessen: Die Solidarität
Grupo de Arte Callejero: Escala 1:1 - Maßstab 1:1
Late Night Film Special: Bernadette Corporation: Get rid of yourself
Ab 22h: Cumbia Lounge (DJ Timolin + DJ Seekyou)



Samstag, 22. 11.
=== 11h Workshop: Negation ===
Mit Antek Walczak & Bernadette (Bernadette Corporation)
Sebastián Scolnik & Fabio Romanella (Colectivo Situaciones)
Tom Binger
Guillaume Paoli (Glückliche Arbeitslose)
Moderation: Katja Diefenbach / Stephan Geene (b_books)

=== 15 h Workshop: Kartographie ===
Mit Federico Geller (Grupo de Arte Callejero)
Léonore Bonaccini & Xavier Fourt (Bureau d´Etudes)
Philippe Rekacewicz (Atlas zur Globalisierung/Le monde diplomatique)
Jesko Fezer (AnArchitektur)
Projektgruppe zur Aktualisierung des Atlas von Arntz/Neurath, Uni Lüneburg
Moderation: Clemens Krümmel (Texte zur Kunst)

"20 h "Das Netz objektiv zu betrachten - was für eine Amnesie!" sinniert die
Fliege
Ein Abend zur militanten Untersuchung
Etcétera: Escrache
Graciela Carnevale: Tucumán Arde, eine Erfahrung
Guillaume Paoli (Glücklichen Arbeitslose): Das Winner-Loser Verhältnis
23h Sound Anti System: internationalistische Tanzmusik



Sonntag, 23.11
=== 11 h Workshop: Militante Untersuchung ===
Mit Sebastián Scolnik & Fabio Romanella (Colectivo Situaciones)
Graciela Carnevale (Tucumán Arde)
Loreto Garín (Etcétera)
Manuela Bojadzijev (Kanak Attak)
Imma Harms
und Helmut Dietrich
Moderation: Martina Blank (FU-LAI)

=== 15 h Workshop: Politische Erzählung ===
Mit Sergio Raimondi (Museo del Puerto)
Timo Berger
MinzeTummescheit,
Matthijs de Bruijne
Stefan Dillemuth
und Helmut Draxler
Moderation: Alice Creischer & Andreas Siekmann

20h ... tippt an den Fäden und prüft die Konsistenz
Ein Abend zur politischen Erzählung
Mit Andreas Siekmann & Alice Creischer
Matthijs de Bruijne: "Information about the misery of an other is an
economical good,
who takes profit of it?"
Museo del Puerto: Milben, %, Laika, PVC: Geschichten aus dem Hafen White
Late Night Film Special: Minze Tummescheit: Jarmark Europa

Ex Argentina

ist ein Projekt des Goethe Instituts Buenos Aires, gefördert mit den Mitteln
der Kulturstiftung des Bundes. Im April 2003 fand eine Vorstellung der
Projekte und Diskussionen aller argentinischer TeilnehmerInnen im Goethe
Institut Buenos Aires statt. Es gibt eine Anzahl von Projekten und
Publikationen, die in Argentinien entstehen und die zusammen mit den
Arbeiten der europäischen TeilnehmerInnen im März 2004 im Museum Ludwig in
Köln gezeigt werden. Die Ausstellung wandert im Sommer 2004 nach Barcelona
und dann nach Buenos Aires.
In Zusammenarbeit mit dem Forum Goethe-Institut.
Eine Publikation zum Projekt erscheint anlässlich der Ausstellung im Museum
Ludwig.

Projektleitung: Gabriela Massuh
Künstlerische Leitung: Alice Creischer und Andreas Siekmann
Projektassistenz: Konstanze Schmitt und Sol Arrese
Assistenz für "Pläne zum Verlassen der Übersicht": Konstanze Schmitt
Assistenz zur Ausstellung im Museum Ludwig / Köln: Karin Rebbert


Pläne zum Verlassen der Übersicht ist das Vorwort zur Ausstellung des
Projekts Ex Argentina im Museum Ludwig in Köln im März 2004: eine
künstlerische Untersuchung zur Wirtschaftskrise in Argentinien. Diese Krise
kann als Modellfall für die Auswirkungen der internationalen
Wirtschaftspolitik und ihrer Ideologie gelten. Es geht in diesem Projekt
aber auch darum zu beschreiben, wie man in dieser "Krise" lebt und dass die
Flucht des Kapitals eine Symmetrie hat in dem Verlassen seiner Ordnung,
seiner Versprechen und seines Common sense.

Dieses Treffen möchte sich dieser Spiegelverkehrung von "Krise" widmen.
Personen aus Buenos Aires, Rosario, Bahia Blanca, Paris, Berlin und
Frankfurt werden über ihre Formen des Verlassens berichten und über die
politischen Diskussionen und künstlerischen Methoden, die damit verbunden
sind. Es geht aber dabei nicht um die Aufhebung einer Distanz. Es gibt kein
Veranstaltungsziel, das die Schlussfolgerung von Gemeinsamkeiten
festschreibt oder die Erkenntnis, dass die Verhältnisse doch überall
irgendwie gleich sind.

Das Treffen ist zum größten Teil in Workshops gegliedert. Denn wir sind
skeptisch gegenüber den Podien, auf denen Talking Heads sitzen, die sich an
eine imaginäre Öffentlichkeit richten, sich aber untereinander kaum meinen,
weil die Veranstaltung etwas von einem Tournier hat, also eine Vorführung
ist von "freiem Meinungsaustausch".

[es ist dieses Dilemma von Repräsentanz also. Vielleicht wird das Dilemma
nur schlimmer, wenn man versucht, die Konventionen von Repräsentanz zu
umgehen, so als ob sie dann nicht da wären oder als ob man den hegemonialen
Raum verlassen hätte, was man ja nicht tut und letztendlich auch nicht will,
weil es um diesen Raum geht, sein behäbiges Selbstverständnis von
Sichtbarkeit, seine Inanspruchnahme von Macht, dessen Subalternität immer
wieder dazu provoziert, ja reizt, ja geradezu appelliert, in ihm zeitweise
aufzutauchen ...]

Es gibt zwei Workshops zur politischen Theorie: Negation und militante
Untersuchung und zwei Workshops zu künstlerischen Methoden: Kartographie und
politische Erzählung, wobei sich die Bereiche überschneiden.

[wir sind auch misstrauisch gegenüber dem Begriff von "Öffentlichkeit", der
mit derselben Phantasmatik aufgeladen ist wie "Arbeit". Beide Begriffe
werden herangezogen, wenn es um den Sinn geht, in dieser Gesellschaft mit
ihren Konditionen zu leben und zu akkumulieren oder wenn es darum geht,
"Gesellschaft" überhaupt als etwas zu betrachten, das ganz ist oder Subjekt
oder wir. Es ist nicht erstaunlich, dass die Ideologie erzählt, die "neuen
Arbeitsplätze" lägen in einer Industrie, die "Öffentlichkeit" produziert -
und simultan Prekarität einrichtet ...]

Das Abendprogramm widmet sich diesen Themen und der Vorstellung der
argentinischen Gäste. Es ist eine Verschachtelung von Gesprächen, Filmen,
Projekten und Erzählungen.

WORKSHOPS

Negation ... ... ... ... ... ... ... ... ... Samstag, 22. 11. - 11h

Der Begriff der Negation nimmt in dem Buch von John Holloway: Die Welt
verändern, ohne die Macht zu übernehmen, eine zentrale Rolle ein. Negation
wird zunächst von der marxistischen Idealisierung des Arbeitsbegriffs als
menschliches Gattungsmerkmal abgeleitet, etwas zu tun, das über das
gegenwärtigen Zustand hinausweist. Sie wird jedoch von "Arbeit" entkoppelt
und auf die generelle Möglichkeit der Negierung einer Situation einen
Protest - bezogen. Holloway gelingt es, diesen Protest von den verschiedenen
Vergeblichkeitsurteilen zu suspendieren, mit denen er so oft verknüpft wird.
Protest wird nicht entwertet, weil ihm die historische Perspektive fehlt.
Negation bedeutet auch die Weigerung, ein nachrevolutionäres Szenario zu
entwerfen mit seinem neuen Staat, seiner neuen Gesellschaft oder seiner
neuen Arbeit. Trotzdem bleibt dieses Konzept der Negation offen für einen
Anspruch auf "Welt". Es verschwindet nicht in den eigenen Betroffenheiten
und beansprucht weiterhin, die Globalität kapitalistischer Wirklichkeit zu
attackieren.
Negation bedeutet auch ein Verlassen des bürgerlichen Logenplatzes, von dem
aus "die sozialen Bewegungen" betrachtet und immer zugleich beurteilt
werden: welche Utopien sie vertreten oder ob sie "schon wieder vereinnahmt"
worden sind. Es stellt sich heraus, dass dieses Urteilen selbst nach den
immanenten Kategorien von Regierung oder einer gesellschaftlichen
Bilanzierung funktioniert.
Inwieweit ist dieser Begriff vergleichbar zu Konzepten von Negation, die in
den letzten Jahren Stichwort: Adorno Jubiläum formuliert worden sind? Lässt
sich "Negation" auch vor dem Hintergrund der Einebnung von Bestrebungen
parlamentarischer Gruppen diskutieren, die beanspruchen, "soziale
Bewegungen" als Impulsgeber ihrer Agenden zu haben?
Vielleicht zeigen diese Fälle, dass es in Bezug auf Macht keine
Konstruktivität gibt.

Mit Tom Binger, Antek Walczak und Bernadette (Bernadette Corporation),
Sebastián Scolnik & Fabio Romanella (Colectivo Situaciones),Guillaume Paoli
(Glückliche Arbeitslose) Moderation: Katja Diefenbach / Stephan Geene
(b_books)


Kartographie ... ... ... ... ... ... ... ... Samstag, 22.11. - 15 h

Im Januar 2003 erschien der Atlas zur Globalisierung von Le Monde
diplomatique. Er war innerhalb von vier Monaten vergriffen und die Anfrage
nach einer weiteren Auflage ist groß. Dies weist ebenso wie die
"Mapping"-Welle im Kunstbereich auf ein Bedürfnis nach Orientierung in einer
Welt hin, deren bisherige geopolitische Kategorien Nord/Süd,
Zentrum/Peripherie, Ost/West durch die Globalisierung, ihre neuen Kriege,
Ausbeutungsformen und Zwangsmobilisierungen durcheinander geraten sind. Man
kann diese Mode nicht einfach abtun, weil sie zu viel und zu eindrücklich
ein Bedürfnis nach Orientierung anmeldet, hinter dem auch ein Appell an
politische Stellungnahmen steckt.
Andererseits ist "Mapping" oft ein Versuch, diese Desorientiertheit mit
einer Re-Universalisierung zu beruhigen. Dies wird in vielen Ausstellungen
und künstlerischen Arbeiten einstudiert, vielleicht weil sie den
methodischen Problemen der Darstellung von politischer Realität aus dem Weg
gehen. Einige Fragen an die Kartographie sind: Wie erzählt man in einer
Karte, wer am Plan Puebla Panama gewinnt, was die Auswirkungen für die
Personen sind, die dort wohnen, und wer wem die Hände schüttelt, damit
dieser Plan realisiert wird. Wie macht man Linien, Icons,
Satellitenaufnahmen fähig dazu, nicht nur einen numerischen Zustand zu
beschreiben, sondern eine politische Aussage zu treffen? Wie macht man klar,
dass das Politische einer Kartographie nicht im Thema liegt, sondern im
Involviertsein?

Mit Federico Geller (Grupo de Arte Callejero), Léonore Bonaccini & Xavier
Fourt (Bureau d´Etudes), Philippe Rekacewicz (Atlas zur Globalisierung/Le
monde diplomatique), Jesko Fezer (AnArchitektur), Projektgruppe zur
Aktualisierung des Atlas von Arntz/Neurath, Uni Lüneburg
Moderation: Clemens Krümmel (Texte zur Kunst)


Militante Untersuchung ... ... ... Sonntag, 23.11. - 11 h

Militante Untersuchung war die Bezeichnung einer theoretischen Methode, die
im Kontext der autonomen Bewegung eine programmatische Stellung eingenommen
hat. Sie steht für ein theoretisches Engagement, das das bürgerliche Gebot
von wissenschaftlicher Objektivität ablehnt und stattdessen die Involvierung
des Autors in eine politischen Praxis fordert. Militante Untersuchung ist
eine Enteignung der Arbeit des Autors in einer expliziten Widmung an die
Zusammenhänge, in denen sie sich beschreibt.
Wir haben diesen Begriff neu kennengelernt in der Arbeit der argentinischen
Gruppe Colectivo Situaciones als eine Praxis des Berichtens über die
sozialen Bewegungen in Argentinien. Das Selbstverständnis dieses Begriffes
soll in den aktuellen und historischen Kontexten verglichen werden.
Fallbeispiele von "Militanten Untersuchungen" sind die Ausstellung Tucuman
Arde (Rosario / Buenos Aires, 1968), die Escraches der Gruppe Etcétera oder
Projekte zur Umschreibung einer Geschichte der MigrantInnen in Europa.

Mit Sebastián Scolnik & Fabio Romanella (Colectivo Situaciones), Graciela
Carnevale (Tucumán Arde), Loreto Garín (Etcétera), Manuela Bojadzijev (Kanak
Attak), Imma Harms und Helmut Dietrich
Moderation: Martina Blank (FU-LAI)


Politische Erzählung ... ... ... ... ... .Sonntag, 23.11. - 15 h

"Erzählung" scheint für die bildende Kunst kein geeignetes Genre zu sein,
weil ihr zuzuhören mehr Zeit braucht, als man üblicherweise dem
Aufmerksamkeitsgrad von Betrachtern zugesteht; weil ihre Inhalte
spezifischer sind und sich nicht auf jene Allgemeinheit zurückziehen lassen,
mit der Kunst immer ihre Unangewandtheit / Freiheit beweisen muss. Diese
Vorurteile und Klischees betreffen die gesamte Konstruktion des sozialen
Verhältnisses zwischen ProduzentInnen und Betrachtern ihrem Getrenntsein,
der unausgesprochenen gegenseitigen Verachtung und dass man immer auf
Vermittlung angewiesen ist.
In diesem Workshop geht es also nicht nur darum, wie politische Realität
überhaupt erzählt werden kann (wie man sie vergegenwärtigen kann). Es geht
auch darum, ihre Widmung, Zuhörerschaft und Feedbacks mitzudiskutieren. Wie
organisieren sich Formen von politischer Erzählung, welche Institutionen
können sie einrichten und welche stören? Wie entstehen ihre Salons,
Kabaretts und Heimatmuseen? Was transportieren sie zurück zu der Realität,
von der sie berichten?

Mit Sergio Raimondi (Museo del Puerto), Timo Berger, MinzeTummescheit,
Matthijs de Bruijne, Stefan Dillemuth und Helmut Draxler
Moderation: Alice Creischer & Andreas Siekmann

TEILNEHMER

Alice Creischer & Andreas Siekmann kuratieren Ex Argentina und waren 2002/03
in Argentinien, wo sie sich sechs Monate lang mit verschiedenen Künstlern
und Gruppen trafen und zusammen arbeiteten.
Sie aktualisieren in Zusammenarbeit mit dem Kunstraum und Studierenden der
Universität Lüneburg den statistischen Atlas von Arntz und Neurath von 1931
- ein Projekt, in dem es darum ging, eine visuelle Darstellbarkeit
ökonomischer Verhältnisse zu entwickeln.


Colectivo Situaciones (Buenos Aires) "Situaciones ist der Name einer
militanten Forschungsgruppe, die sich als Kollektiv begreift. Wir wollen in
einer neuen Form des Engagements forschen, in den Bedingungen, in denen wir
leben, uns aufhalten und produzieren." Auf deutsch ist im April 2003 ihr
Buch "Que se vayan todos!" erschienen. Sebastián Scolnik und Fabio Romanella
werden Statements zu Negation und Militante Untersuchung zur Diskussion
stellen.

Diedrich Diederichsen veranstaltete 2002 unter dem Titel "Die Kraft der
Negation" zwei Wochenenden, die parallel in Berlin und Köln stattfanden. Die
Debatte um Negation soll nun mit dem fast vergessenen Begriff der
Solidarität in Verbindung gebracht werden.

Tom Binger ist Sozialwissenschaftler und arbeitet im soziokulturellen
Zentrum Zeche Carl in Essen im Bereich der politischen Bildungsarbeit.
Freier Journalist für linke Blätter.

Der Filmessay der Gruppe Bernadette Corporation (New York/Paris/Berlin) "Get
rid of yourself" thematisiert die Proteste in Genua 2001 und reflektiert die
Frage der Militanz in der Antiglobalisierungsbewegung.


Grupo de Arte Callejero (Buenos Aires) realisiert seit 1997 Interventionen
im öffentlichen Raum von Buenos Aires. Sie ist Bestandteil der Proteste der
aktuellen sozialen Bewegung und entwirft Verkehrszeichen, Plakate und
verfremdete Logos, die konkret vor Ort die spezifische Repression
kennzeichnen und die zugleich eine autonome Kartographie bilden. Federico
Geller zeigt Beispiel der Arbeit der GAC.

Philippe Rekacewicz (Paris) ist Geograph, Kartograph und Journalist. Er hat
den Atlas zur Globalisierung von Le monde diplomatique mit entwickelt.

Bureau d´Etudes (Paris) entwickelt Kartographien zu politischen und
ökonomischen Zusammenhängen und verteilt sie zu verschiedenen Anlässen, z.B.
auf Protesten und Grenzcamps.

AnArchitektur (Berlin) beschäftigen sich mit politischen und sozialen
Bedingungen von Architektur und Stadt unter derzeitigen kapitalistischen
Umständen, sowie den Auswirkungen gebauter Umwelt und den darin angelegten
Vorstellungen von Gesellschaft und subjektiver Lebenspraxis.


Tucumán Arde hieß eine Ausstellung, die 1968 in Rosario und Buenos Aires
stattfand. Sie verstand sich als Untersuchung über die politischen Ursachen
der Hungerwelle in Tucuman, die eine Folge der ersten Neoliberalisierung
unter dem Regime Onganía war. Im Rahmen von Ex Argentina recherchiert eine
Arbeitsgruppe zur aktuellen Situation in Tucumán und geht den Kontinuitäten
der politischen und wirtschaftlichen Lobbys nach. Graciela Carnevale
(Rosario, Mitglied der Gruppe Tucumán Arde) berichtet über die Erfahrung
Tucumán Arde und zeigt Teile ihres Archivs.

Etcétera (Santiago de Chile/Buenos Aires) hat sich seit Mitte der 90er Jahre
mit Performances an den Escraches gegen die nicht bestraften Verbrecher der
Militärregierung beteiligt und ist seitdem auf vielen Demonstrationen und
Protestaktionen in Buenos Aires präsent. Loreto Garin zeigt Bildmaterial von
den Aktionen und berichtet über den "Escrache" als Form der militanten
Untersuchung.

Guillaume Paoli ist Mitbegründer der "Glücklichen Arbeitslosen", die seit
Mitte der 90er Jahre viele Aktionen im öffentlichen Raum und auf
Arbeitsämtern, in Restaurants, Schwimmbädern usw. gemacht hat. Er zeigt eine
argentinische Fernsehshow, in der Arbeitslose um einen Arbeitsplatz
konkurrieren.

Imma Harms ist Dokumentarfilmerin mit philosophischen und politischen
Ambitionen. Sie hat den letzten Autonomiekongress in Berlin (1995) mit
organisiert.

Manuela Bojadzijev (Frankfurt) promoviert zum Thema "Kämpfe der Migration",
eine Arbeit, die sich theoretisch und historisch mit den Zusammenhängen von
Rassismus, Migration und Geschichtsschreibung befasst. Seit 1997 ist sie
Aktivistin beim bundesweiten antirassistischen Zusammenschluss Kanak Attak,
der dieses Jahr mit anderen Gruppen die "Gesellschaft für Legalisierung"
gegründet hat.

Helmut Dietrich (Berlin) lebte mehrere Jahre in Italien und Spanien. Er ist
Mitbegründer eines Stadtteilzentrums und einer Flüchtlingsforschungsstelle
und war zeitweiliger Mitarbeiter des Hamburger Instituts für
Sozialforschung.


Minze Tummescheit (Berlin) dokumentiert in ihrem Film "Jarmark Europa" die
Handelswege von zwei russischen Frauen, die ihre Waren in Russland billig
einkaufen und auf dem "Jarmark" in Warschau verkaufen, einem großen
improvisierten Markt, der beispielhaft für die Ökonomie und
Überlebensbedingungen der verarmten Mittelschicht in den ehemaligen
Ostblockstaaten ist.

Das Museo del Puerto (Bahía Blanca) zeichnet die Geschichte seines
Stadtteils auf - eine Immigrationsgeschichte, die sich heute umgekehrt hat
zu einer Geschichte der multinationalen Investoren und einer vergessenen
Bevölkerung. Sergio Raimondi vom Museo del Puerto berichtet über die Form
der Arbeit in einem außergewöhnlichen "Heimatkundemuseum". Zusammen mit Timo
Berger (Berlin) liest er aus seinen Gedichten. Berger promoviert über
argentinische Migrationsliteratur.

Matthijs de Bruijne (Amsterdam/Buenos Aires) hat ein Jahr lang Gruppe von
Müllsammlern in Buenos Aires begleitet und mit ihnen gearbeitet. Er
präsentiert und verkauft Gegenstände, die die Cartoneros im Müll finden, auf
seiner Internetseite www.liquidacion.org <www.liquidacion.org>  und
dokumentiert dort auch die Geschichten ihres Funds.

Stefan Dillemuth arbeitete in den letzten Jahren an den künstlerischen
Projekten "Art production in a dramatised field" und "The Academy and the
Corporate Public". "Corporate Rokoko" ist ein Stück über die Ökonomisierung
des Kunstfeldes in den 90er Jahren.

Helmut Draxler ist Kunsthistoriker, war Anfang der 90er Leiter des Münchner
Kunstvereins und ist Dozent an der Merz Akademie in Stuttgart.

Michael Laages (Berlin) ist freier Dramaturg. Er arbeitet an einem Stück
über den Berliner Bankenskandal, das im März 2004 am Maxim Gorki Theater
aufgeführt wird.

Moderatoren der Workshops:
Katja Diefenbach & Stephan Geene (b_books)
Martina Blank (FU-LAI)
Clemens Krümmel (Texte zur Kunst)









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