Matze Schmidt on Thu, 13 Nov 2003 19:24:44 +0100 (CET) |
[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]
[rohrpost] Tele-Abmahnung |
Ali Emas & Nick Linksanwaelte Manteuffelstr. 70 10999 Berlin ali.emas&nick@n0name.de FhG.IMK.MARS netzspannung.org Tele-Abmahnung Sehr geehrte(r) Frau/Herr ..., zu unserem Bedauern sehen wir uns gezwungen, Sie aus folgenden Gruenden tele-abzumahnen: Sie haben am 5.11.2003, in einer E-Mail mit dem Betreff: "Tele-Lectures netzspannung.org: 'Bad Emser Medienkunsttage'" angegeben, dasz die "Videos aller Vortraege des Kongresses "Bad Emser Medienkunsttage - Virtuelle Utopien nach grenzenlosen Moeglichkeiten" sowie die Abstracts dieser" jetzt online auf netzspannung.org" liegen wuerden. Am 11.11.2003 haben Sie ohne Angabe medienoekonomischer Gruende diese Information wiederholt. Statt klarzustellen, dasz nicht alle Vortraege als Video auf netzspannung.org zum Abruf stehen, haben Sie Vollstaendigkeit suggeriert. Laut LG München (<a href="http://www.netlaw.de/urteile/lgm_07.htm" target=new>Geschäftsnummer: 9 HKO 850/99</a>) dient "eine Abmahnung [nicht] zur Vermeidung weiterer," diskursischer "Auseinandersetzungen". Deshalb im weiteren eine kurze philosophische Begruendung. Wie von Matze Schmidt in seinem Vortrag am 31.05.2003 in Bad Ems ausgefuehrt verhaelt 'es sich' so: "Das RealPlayer Fenster [...] zeigt ein Bild von keinem Bild." (Matze Schmidt. "3000/futuristische Phantasmen und aktuelle Fantasien der Technokultur". n0name, 2003. http://www.n0name.de/3000/GadgetsPlay/Readme.html [26.06.2003]. Die damals muendlich angedachte Vereinbarung ueber einen Audiovortrag im Netz bezog sich auf das produktive Miszverstaendnis, dasz die Aufzeichnung eines (Bewegt-)Bilds durch Mitarbeiterinnen der Internet-Plattform 'netzspannung.org' "oeffentlich zugaenglich" gemacht werden wuerde und "kostenlos" sei. Ad 1. Wie man mit den Medienraum-Modellen einschlaegiger Medienthoerie (Manfred Faszler's "Infographische Orte", Friedrich Kittler's "Protected Mode", Georg Christoph Tholen's "Translation") feststellen kann, ist _das Oeffentliche_ aber ein Phantasma, welches immer dann in bezug zum Realen zu existieren beginnt, sobald es apparate-technisch (insbes. 'mittels' elektronischer Medien) und sozioaktiv realisiert werden soll. Das Oeffentliche, die Oeffentlichkeit und Oeffentliches bestehen also nicht unhintergehbar und transzendental begruendbar in einem immer schon "eigentlich" gegebenen medialen Raum, in dem und indem etwas scheinbar oeffentlich gemacht wird. "Public Space" und die sog. "Public Domain" sind gesellschaftliche Konstrukte, die auf dem Komplex phantasmatischer Wuensche nach "offen" adressierbaren Wissenzugangsfeldern der Gesellschaft(en) beruhen, die zudem territorial durch Kontrollorgane zensuriert werden und monetaer exklusiv sind (Access). Ad 2. Sogenannte "nicht-kommerzielle Zwecke" gibt es nicht. Sie gibt es aus einer buergerlichen Position des Verstaendnisses von Oekonomie als Wirtschaft und Handel heraus. Status und Verhaeltnisse der Plattform 'netzspannung.org' resultieren aber, wie aus im Internet kursierenden Mitteilungen ersichtlich, aus der Position eines staatlich subventionierten, also mit Steuergeldern aus Lohnverhaeltnissen finanzierten Unternehmens. Dieses Ausbeutungsverhaeltnis ist nicht nur nie nicht-kommerziell, sondern sogar hoechst kommerziell. Das Kuerzel "Non-Profit" ist daher ebenfalls nicht stimmig, zumal ein quasi oeffentlich-rechtlicher Mediendienst zwar nicht viel mehr als, aber immerhin kulturelle Credits zu verteilen hat. Ad 3. Um Fragen von Copyright oder Copyleft und nachhaltig "gerechte Bezahlung" (Geert Lovink) geht es nicht. Es geht um das »falsche Phaenomen« bekannt als The Aufmerksamkeitsoekonomie Formerly Known As Prestige (TAFKAP), welches die wirklichen Konkurrenzen wegblendet und von Informations- Monopolen spricht, anstatt von der Aufhebung/Aufloesung Kapitalien. Im Namen unseres Mandanten und Schutzrechtinhabers am Nichtbild fordern wir Sie auf, mediendienstliche Aeuszerungen wie oben aufgefuehrt oder aehnlicher Art in Zukunft zu unterlassen und die Unvollstaendigkeit technisch-medialer Mitteilungen zu dekonstruieren. Sollten Sie dieser ersten Aufforderung nicht Folge leisten, muessen Sie mit weiteren Zusendungen aus der Second Hand Theory rechnen. Fuer diese Tele-Abmahnung berechnen wir ihnen 181,08 ! an Kulturellem Kapital, die Sie bitte umgehend per E-Mail auf unser Konto Kapital <kapital@n0name.de> im Punkteverfahren einzahlen. Zur Erklaerung: Das Punkteverfahren funktioniert ueber in der veranschlagten Anzahl gereihter Punkte (dots) in ASCII: ..... usw. Mit freundlichen Grueszen Ali Emas & Nick Linksanwaelte
------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/