Alvar Freude on Mon, 1 Sep 2003 12:09:34 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Bedienung von Computersystemen // Re: SCO vs. GPL


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Hallo Florian, hallo Liste,

- -- Florian Cramer <cantsin@zedat.fu-berlin.de> wrote:

> Eine Aussage, "BSD ist ein Frickelsystem" wäre
> offensichtlich unsinnig bzw. unverständlich. Und was Alvar beklagt, sind
> allein spezifische Mängel des Betriebssystems RedHat Linux (wie ich
> schon vermutet hatte und sein späteres Posting bestätigte).

Jein!

Ich beklage ja gar nicht, dass Linux ein Frickelsystem sei. Ich habe nur
gesagt, dass ich durchaus verstehen kann, wenn dies irgendwer beklagt und
dass so mancher Heise-Troll zwar ein Troll ist, aber eben doch ein Fünkchen
Wahrheit dahinter steckt.

Dies betrifft aber selbstverständlich nicht nur die diversen
Linux-Distributionen, Kernel-Treiber usw. sondern auch *BSD und Windows
usw. -- nur eben teilweise auf einer anderen Ebene bzw. in einem anderen
Bereich. Und beim einen mehr und beim anderen etwas weniger. Das etwas
weniger beim FreeBSD dank starker Hierarchie wo welche Dateien liegen und
der Ports-Sammlung ist meist sehr praktisch, beseitigt aber meines
Erachtens ein paar grundsätzliche Probleme nicht.

Und da sind wir dann wieder bei der Computerkulturellen Betrachtungsweise
oder wie immer man das nun nennen mag.

IMHO ist es sehr sinnvoll die bestehenden Systeme zu kritisieren, wenn man
sich überlegen will wie es besser gelöst sein könnte. 


Wenn ich da zum Beispiel mal zurück gucke, zur guten alten ATARI-Zeit, da
waren einige Sachen doch besser gelöst:

Die Installation eines neuen Programmes bedeutete i.d.R., den Ordner mit
dem Programm in den Ordner "Programme" zu kopieren und fertig. Beim Mac war
es ähnlich (bei OS X weiss ich das nicht, daher lasse ich das mal aussen
vor).

Dies hatte zudem noch den Vorteil, dass der Anwender wenigstens ein
bisschen den Unterschied zwischen Programmen und Daten gelernt hat, was ja
heute die wenigsten wissen und zu vielen Problemen führt. Dabei ist es nun
wirklich nicht schwerer, das zu erlernen, als "wenn Sie Drucken wollen
klicken Sie hier".

Mac OS hat zudem die ganz praktische Eigenschaft, dass alle programme ihre
Einstellungen am gleichen Ort ablegten, im Preferences-Order im
System-Order. Klar, für Multiuser etc. sollte der im Home-Verzeichnis
liegen. Aber ganz ehrlich: so wie es unter Unix und Windows geregelt ist,
so ist es Murx:

Hunderte .irgendwas-Dateien im Homeverzeichnis sind eher ungeschickt, auch
wenn die oft unsichtbar sind. Besser wäre da ein Ordner .Preferences, in
denen alles liegt.

Und bei Windows wird alles in die Registry gestopft. Das ist doch grauslig,
aber das kennen ja sicher alle. 


So wie bei Windows ist es in der ganzen Hinsicht meines Erachtens übrigens
die allerdümmste Lösung: Programme werden im Ordner des HErstellers
installiert, aber woanders gammeln noch DLLs rum (OK, das hat sich
gebessert) und die Registry wird vollgemüllt. Vielleicht noch was da in
einen Startordner und hier und so weiter. Keiner weiss was passiert, aber
das dümmste: keiner hat die Chance zu verstehen was passiert.

Beim ATARI oder Mac konnte man ein installiertes Programm einfach kopieren
und auf den nächsten Rechner packen. Und Zack, es lief. Das Ding löschen
war auch einfach: Ordner löschen und weg ists. Heutzutage braucht man
aufwendige Deinstallationsprogramme, die dann aber evtl. einem das System
zerschiessen.

Natürlich gibt es ein paar Punkte, die mit zunehmender Komplexität nicht
mehr ganz so einfach gelöst werden können, aber mit Symlinks und Co. ließe
sich ja einiges erreichen. 

Natürlich ist mir klar, dass das Windows-System darauf ausgelegt ist, dass
man nicht mal eben eine Kopie von einem Programm ziehen kann. Ja und? Dann
kopiert man eben die Original CD. In der Praxis behindert es nicht die
"Raubkopierer" sondern die ehrlichen User. Beim Wechsel vom Rechner oder
der Festplatten kann man nicht mal eben seine Einstellungen übernehmen
sondern muss allen Dreck neu installieren.


Fazit:
Jedes Betriebssystem ist in irgendeiner Weise ein Frickelsystem. Entweder
weil es absichtlich so gemacht wurde um die Freiheit der Anwender
einzuschränken (Windows) oder weil zwar ein Gedanke dahinter steckt, der
aber nicht 100% konsistent umgesetzt wurde und in der Praxis Probleme
bereitet (Unix). Und insgesamt gesehen ist Windows sowieso das größte
Frickelsystem ... ;-)


Ciao
  Alvar

- -- 
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