Matthias Hannich on Tue, 22 Jul 2003 13:55:16 +0200 (CEST)


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-------- Original Message --------
Subject: Re: [Debate Digitalistan] Re: piraten-artikel 
(urheberrechtsdiskussion)
Date: Tue, 22 Jul 2003 13:53:03 +0200
From: Matthias Hannich <dumb@tcpa-info.org>
Reply-To: debate@digitalistan.de
To: debate@digitalistan.de
References: <5.1.1.6.0.20030718142825.03629fb0@pop.gmx.net> 
<5.1.1.6.0.20030714143634.00b01508@pop.gmx.net> 
<5.1.1.6.0.20030714143634.00b01508@pop.gmx.net> 
<5.1.1.6.0.20030718142825.03629fb0@pop.gmx.net> 
<5.1.1.6.0.20030722115620.03639028@pop.gmx.net>

Falls ich jetzt aus versehen die Ironie-Tags übersehen habe...forget
that mail.

Martin Brust@gmx.de wrote:
> hallo nick!
> 
> nein, es ist nicht ganz richtig, wenn du mir antwortest, die durch dich 
> im FR-artikel von tilman baumgärtel für RIAA eingesetzte WIAA gibt es 
> oder nicht. es gibt definitiv keine WIAA in den usa und natürlich auch 
> keine entsprechende klage.
> das ersetzen der Recording Industry 
> Association of America (RIAA) in tilkmans artikel durch die Writers 
> Industry Association of America (WIAA) in der von dir "gerewrited" 
> Version mag ein (m.e.: schwacher) versuch der provokation  von herrn 
> baumgärtel sein. vielleicht auch eine irgendwie lustige oder wenigstens 
> subversive aktion medialer verwirrung.

Nun das mag der Leser selbst entscheiden, ich finde es gelungen.

> 
> allerdings schneidet sich deine argumentation mit dieser aktion ins 
> eigene fleisch, wenn du open content und freien zugang zu informationen 
> forderst und im gleichen atemzug durch dein fake die gravierenden 
> problematiken zeigst, die der attitude "jeder ist ein experte" 
> innewohnen. denn dein fake WIAA zu entlarven, dies zu recherchieren, hat 
> denn doch relativ lange gedauert, bis zur definitiven bestätigung fast 
> einen halben arbeitstag.

Wen disqualifizierst Du damit jetzt eigentlich?
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber jeder der sich mit der Thematik
ein bischen beschäftigt hat es nach wenigen Sätzen verstanden worum es
da geht. Nachdem man dann mit einer halbminütigen google-Suche
spätestens das Original gefunden hat, und dies sich durchgelesen hat,
hat man auch den konkreten "Witz" daran verstanden.
Falls ich jetzt völlig danebenliege, der Autor das anders gemeint hat
und ich durch meine geradezu überheblich/arogante Art jetzt in den
Fetttopf reingeflogen bin, nun dann kann ich glaub ich auch irgendwie
damit leben.

> für eine kleine gefakte meldung in einer mehr 
> oder minder relevanten mailingliste. bezogen auf den journalismus - 
> dessen nicht gerade unvornehmste aufgabe eben nicht die verbreitung von 
> meinung ist, sondern die verbreitung von information zur bildung von 
> meinung beim informationszezipienten - ein beweis für die notwendigkeit 
> von professionalismus, denn es hat nun mal nicht jeder leser eines 
> solchen fakes - bzw. einer (unsauberen) recherche - die zeit und lust, 
> alle in einem artikel genannten fakten zu überprüfen. geschweige denn 
> sich selbst zu recherchieren.

Wenn der Leser etwas nicht verstehen kann/will, dann macht man imo dafür
nicht den Autor verantwortlich, jedenfalls nicht bei solchen Texten.
Nicht jeder Autor geht davon aus, dass der Leser womöglich dumm ist,
nicht mit der Technik umgehen kann bzw. absolut kein Hintergrundwissen
hat. Dann wären wir vermutlich auf Bildniveau. (Das soll *kein* Angriff
gegen Dich persönlich sein, und ist hier auch nicht auf Dich bezogen,
sondern ist meine Einstellung bzgl. der Erwartung gegenüber den Konsumenten)
Man hat genügend Alternativen, und muss nicht zwangsweise die oder die
(Online)Zeitung lesen. (Ich bezieh Deine Aussage jetzt mal auf solche
Publikationswege, nicht auf MLs.)

> und mangels wertiger gegenargumente muss ich mich leider ein weiteres 
> mal wiederholen: das recherchieren, gewichten, aufbereiten und nicht 
> zuletzt auch verifizieren von informationen ist arbeit, die bezahlt 
> werden muss wie jede andere arbeit in dieser gesellschaft, solange deren 
> wirtschaft nach dem kapitalistischen system organisiert ist.  das aber

Es hat doch nie jemand gefordert, dass Du plötzlich kostenlose
Informationen anbieten musst. Nur ist es eben wichtig, dass Du nicht das
alleinige Verbreitungsrecht (o.ä.) an dem ganzen hast, sonst bringt es
der Gemeinschaft nichts. Ich als Konsument muss das Recht haben (und
zwar ohne riesigen Aufpreis) Deine Informationen zu verändern, zu
benutzen und wieder veröffentlichen zu können.
Und genauso wie Du das Recht hast, aus freien und öffentlich
zugänglichen Quellen Dir Informationen zu beschaffen (und diese
weiterzuverwenden), sollte ich auch das Recht haben Deine Informationen
zu benutzen. In dem Moment wo Du Deine Informationen ins Internet
"stellst", d.h. auf eine zugängliche Seite, ist es unlogisch diese
Informationen weiter als Dein Eigentum zu betrachten. Du kannst nicht
nur kontrollieren, wer Deine Texte im Internet wie benutzt oder
verbreitet (nunja, das sei mal dahingestellt, wer weiß was TCPA bald
alles kann) und außerdem sind Deine Infos *Allgemeingut*, ein Kulturgut
  das Du nur mit Hilfe der Öffentlichkeit und des öffentlichen Raums
erstellen konntest.
Es spricht nichts gegen eine Bezahlung für Deine Unkosten, für Deine
journalistische Leistung usw.

> das Urheberrecht in seiner alten wie in der 
> neuen version nutzt mehr den verlagen und redaktionen, also den 
> zwischenhändlern, als den produzenten, zugegeben, und ist daher keine 
> lösung. 

Da stimme ich dir zu. Die Journalisten, Musiker und Künstler müssen
bezahlt und gefördert werden.

MfG,
Matthias

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