Matze Schmidt on Thu, 6 Feb 2003 13:10:25 +0100 (CET)


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Re: [rohrpost] M3.3 'Eigentum' Mittwoch, Sophienstrasse im Bootlab


hallo,

kurzkritik/unvollstaendig/schnell: vielen dank fuer die gestrige veranstaltung im
bootlab, berlin ueber Eigentum! [ernst gemeint] 
sie war, wie das bei "Literarischen Quartetts" meistens so ~ kalkuliert ist, eher 
unbefriedigend. der Eigentumsbegriff und der Terminus des Eigentums wurden kaum 
kritisch beruehrt. volker grassmuck fuehrte einen kenntnisreichen aber technokratischen 
diskurs vor, der quasi in der informationsoekologischen sicherung von juridischem = 
staatlichem recht aufgeht: das menschenrecht auf die kopie. die idee der 
a-technologischen bzw. sozialen Revolution, die sebastian luetgert vorbrachte, wie man 
sie am shift der historischen zaesur der Copy&Paste-maschine computer festmachen kann, 
wurde von volker ins buergerechtliche Kopier-Recht gedreht. also mit dem reformerischen
ansatz des schutzes dieses persoenlichkeitsrechts fuer die chance zur
selbstvermarktung gekontert, was dann spaeter von ihm mit den angeblich kulturfoerdernden 
aufgaben der contentindustrie unterfuettert wurde. die frage nach dem zwang der 
Urheber-Ich-AG, die als Zwang-Recht dem 'Recht' als Lust entgegensteht, wurde ausgeblendet. 
man begriff dies als "Regelung". 
dass es sich bei privatkopie.net um lobbyarbeit zwischen Dark-Net & Humboldtuniversitaet 
handelt, war im raum wohl so manchem klar. Bis John Locke (philosophischer 
Liberalismus) - von mercedes bunz ins spiel gebracht - auftrat, der im 17. jhdt. dem 
besitzenden Subjekt ein unveraeuszerliches Eigentumsrecht zusprach, was dann die Verwertung 
von Arbeitskraft als Ware konzeptuell erst ermoeglichte und letzlich sklaverei logisch 
pervertierend legitimierte, weil Sklaven eben keine freien Individuen sind, oder, weil 
sie (als Lohnsklaven) nicht besitzen, folglich ihre arbeitskraft als 'besitz' und eben nicht 
"symbolisches Kapital" (welches den Kapitalbegriff aufweicht) verkaufen muessen. 
von Autorenaustreibungsverfahren via steganografischer programmierung (gnutenberg setzt 
das eigene (c) einer text-im-bild-verstecken-software gegen das andere (c) des text-urhebers
[richtig?]) kann man sich gedanken+spielerisches erwarten. der phaenomenologische ansatz, 
appropration zum symbolischen verhandlungsraum und loesung der Eigentums-Frage zu erklaeren, 
bleibt jedoch vermessen, solange mehrwert und profit zwar bedauert aber nicht in Frage 
gestellt werden. 
warum stellt man in den elitaeren peer-groups der Wissensarbeiterschaft nicht um auf die 
erkenntis der je eigenen lohnarbeit oder der schon eingegangenen 'alternative' eines 
wechsels in die andere liga? diese form des dilemmas der letzlichen alternativlosigkeit 
finde ich im sinn der fantasie eines Angry Young Professionals (AYPPIE) zunaechst 
ideologisch-epistemologisch fruchtbarer, als sich auf die schon voreingestellten 
systematischen funktionen des institutionellen (NGO plus Administration) diktats des 
"interessensausgleichs" zu verlassen, was einer festschreibung von kapitalinteressen 
gleichkommt - nennen wir es "»konterrevolution«".

grusz

matze

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