Matze Schmidt on Fri, 20 Dec 2002 11:30:45 +0100 (CET)


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[rohrpost] 2. Re[2]: [rohrpost] <tagged> [wos] Petition für digitale Privatkopie an Bundesjustizministerin übergeben


hallo thomas,

2. antwort. (erlaube mir bitte das etwas auschweifende zitat)

Tuesday, December 17, 2002, 1:08:29 PM, you wrote:
tt> dieser text ist teil des versuchs bewusstsein dafür zu
tt> schaffen das der traum vom datenschlaraffenland durch
tt> die rechteindustrie in sein gegenteil verkehrt wird.

eben: der *traum* vom datenschlaraffenland

tt> du hast sicher recht, das muss im zusammenhang mit
tt> einer vorschreitenden durchdringung aller
tt> lebensbereiche durch kapitalistische marktgesetze
tt> gesehen werden.

welche fortschreitende durchdringung? kapitalismus hat doch keine grenze,
wie ein gemeinwesen-boot auf dem wasser oder einen internationalen virus, den man irgendwie isolieren
koennte. eine moegliche unterscheidung in kapitalistische marktgesetze und (andere?)
marktgesetze (etwa sozialausgleichende?) sehe ich auch nicht. ich sehe nur
isoliertren widerstand dagegen und die seichte gutmachung dessen seitens
regierungsglaeuberischer gruppen.

tt> sehr einseitige globale
tt> machtverhältnisse führen dazu, dass die lobbys der
tt> multis erstmal überall ihre interessen durchsetzen.

sorry, dass ich polemisch tippe: die multis sind also schuld. welche denn?
die amerikanischen, die europaeischen? die globalen? ist die bundespressekonferenz (am 16. Januar 2002) dann
also kein multi, sondern die gute plattform, ganz nah an der
aufmerksamkeitsmaschine des staats?

tt> die erfolge der ökologiebewegung zeigen dass dieser
tt> prozess auch unter den derzeitigen verhältnis nicht
tt> grundsätzlich unumkehrbar ist. für den bereich der
tt> wissensökologie, gibt es aber leider nur sehr
tt> unterentwickelte zivilgesellschaftliche strukturen.

wissensoekologie? was ist das denn? tbc-freie textinterpretationen, oder
was? deine bezugnahme zur sogenannten Oekologie-Bewegung deutet irgendwie
auf ein verstaendis von Wissen als 'natuerliche Ressource' hin, die es zu
schuetzen gelte. "Blut und Internet", steht ja so schon in der "Petition für
digitale Privatkopie"-mail:

>Dabei geht es nicht nur um den Erhalt der Möglichkeit, sich auch in
>Zukunft eine Kopie etwa einer CD fürs Auto oder Schlafzimmer
>erstellen zu dürfen. Auch die Verbreitung von Informationen und
>Wissen, dem Lebensblut der digitalen Gesellschaft, steht auf dem
>Spiel.

ziemlich nahe am Organimusparadigma, am rhizom, nahe am sich durch die
energetische Kraft seiner selbst, sich selbst(autokratisch) erzeugenden
quasibiologischen Wesen. auszer dem weist "digitale Gesellschaft" auf
genau das hin, was derzeit als "Informatismus" oder Infomationalismus zum
status quo erhoben wird, dem Begriff, der alles geschichtlich
(-> situation) unter ein fragwuerdiges gesellschaftliches Monopol, das der
Netzwerkgesellschaft stellt, die angeblich den kapitalismus abloese. wird
da effekt mit ursache verwechselt?

tt> im moment  führt das zur paradoxen situation, dass es
tt> nicht der druck der betroffenen ist, der schlimmeres
tt> verhindert, sondern der relativ hohe bewusstseinsstand
tt> der rot-grünen bundesregierung. jeder, jede ist
tt> aufgerufen das zu ändern. was jetzt rauskommt wird
tt> schlimm genug sein.

die rot-grüne bundesregierung hat einen bewusstseinsstand, der mich derzeit
eher an militaerischen gehorsam erinnert, wie er in Filmen mit Klaus
Kinsky vorkommt: shizoider wahnsinn quasi, der aber, der erhaltung der
eigenen politischen legitimations/identitaet wegen, in einen
sach-rationalismus hinein verdraengt wird.

tt> dieser text ist teil des versuchs menschen zu
tt> erreichen, die sich wenig oder gar nicht mit dem thema
tt> auseinandergesetzt haben. man kann dabei nicht
tt> vermeiden eingeführte begriffe zu verwenden. die
tt> digitale „privatkopie“ ist der eingeführte begriff für
tt> ein zentrale element der anstehenden novelle.

ja, darum ging es mir ja: es handelt sich bei privatkopie.net um
Lobby-arbeit und Propaganda - nichts dagegen, wenns spasz macht, aber diskurs ist das nicht.

tt> ob es schlau war die initiative danach zu benennen ist
tt> eine andere frage. denn natürlich impliziert „privat“
tt> in diesem zusammenhang eigentum. ich denke solche
tt> dinge sind der preis um überhaupt kommunizieren zu
tt> können. hilfe bei dieser „übersetzungsarbeit“ ist
tt> jederzeit willkommen.

es geht hier, glaube ich, nicht um translation oder erklaerung oder vermittlung, die
einladung schlage ich mal dankend aus; es geht darum, dass diese ini etwas
vorlegt, was schlicht aufklaererische buergerbewegung ist und die sich damit pragmatistisch
dem spiel um begrenzung von effekten hingibt. diese effekte sind die
simplen Diziplinarmittel, mit der Kapitalprotagonisten die Ausbeutung (und
um nichts anderes geht es beim Copyright) durchsetzen. und zweitens
passt sich, soweit ich es sehe (korrigier mich, wenn ich falsch
liege), privatkopie.net in Jargon und Denke - wenn man von den woertern
hermneutisch darauf schliezen darf - dem staatsrechtlerischen machtgefuege an, ganz
einfach. und dabei sollen dann noch sammlungsbewegungen einer Menge
(35.000) angefuehrt werden, die die korrektur des gesetzes und damit sein
fortschreiben zum gegenstand haben. man muesste also vielleicht fragen,
was will privatkopie.net? will sie ein verbessertes neues Urheberrecht, also
bezogen auf die "Privatkopie" offenbar das alte (das Privatkopie
erhaltende gesetz), oder will sie kein Copyright?

grusz

m

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