Henning Ziegler on Thu, 12 Dec 2002 11:05:06 +0100 (CET)


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[rohrpost] AW: [rohrpost] AW: [rohrpost] Absturzkünstler



> Im Ernst: was das alte Thema "net=art" (Heath Bunting, ca. 1996)
betrifft,
> finde ich halt immer noch, dass Kunst nicht der reine oder von mir aus
> auch
> besonders extreme Einsatz von einer Technologie ist, wie P2P etc. Was
> sollte am schlichten Tausch von Daten über eine vorgegebene
Infrastruktur
> Kunst sein? Die Strategie, lebensweltliche Phänomene per Gewalt in die
> Kunst einzugemeinden, ist weder neu noch finde ich in diesem
Zusammenhang
> übermässig produktiv. Es gibt sicher einige nicht-künstlerische
> Internet-Phänomene, die eine erstaunliche Nähe zu Kunst-wie-wir-sie-
> kannten
> haben (mein Lieblingsbeispiel ist immer noch die Jennicam), aber die
> Phänomene, die Du nennst gehören eher nicht dazu. Linux ist ja noch
nicht
> mal eine Kathedrale!

Ich denke, in diesem Zusammenhang ist immer noch das Buch von Allan
Kaprow interessant, in dem es um die "art of everyday life" geht. Man
kann natürlich argumentieren, dass Kaprow an seinem eigenen Konzept
scheitert: In seiner Extremform des Happening (vergleichbar mit dem
Konzept "Ideenvirus") war noch nicht einmal mehr ein Zuschauer anwesend.
Trotzdem befindet sich die Aktion natürlich noch im Kunstkontext, WEIL
Kaprow darüber in einem Kunstbuch berichtet. Kaprow würde aber sicher
seine Freunde an P2P-Strukturen und Freier Software haben und
konstatieren, dass diese genau sein Konzept treffen (ohne das zu wissen,
sozusagen, oder ohne als solche gelabelt zu werden).

> Es bedarf in der Kunst auch einer gewissen Reflexionsebene und einer
> anderen Haltung als der des reinen Users. Nicht umsonst wird nie
jemand
> auf
> die Idee kommen, ein Buch mit Gesprächen über die Philosophie von
> Kazaa-Nutzern zu machen. Selbst Interviews mit Linus Thorvalds sind ja
> meist eine Enttäuschung. Und ob Linux-Programmierer als Künstler
gelabelt
> werden möchten ist auch noch stark die Frage. Warum auch?

Trifft genau den Punkt, dass das Labeln das Problem ist. Ich würde
natürlich auch nicht auf der 19C3 herumlaufen und alle Hacker als
Künstler labeln. Sie programmieren. Basteln. Leben?

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