Pit Schultz on Fri, 4 Oct 2002 22:25:04 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Re: [rohrpost] Neuorientierung für die Netzwerk-Demokratie


 > Das Ende des naiven Utopismus markiert den Beginn
 > einer Neuorientierung für die Netzwerk-Demokratie

netzwerk demokratie im reich der mittelmaessigkeit

ein hoch auf die presse, vor allem die art von presse
die prinzipiell ahnungslos ist. also z.b. internet berichterstattungen
in fernsehen, aber auch der durchschnittliche spiegel
artikel sind natuerlich mitschuld an der kollektiven
fehleinschaetzung der sog. "neuen medien". das ist jedoch auch
strukturelle blindheit, den hype zu reproduzieren, auch im lauen
netzherbst, war die bedingung der moedernisierungsdruck, weiter muss
man ja nicht gehen. fuer alle nachvollziehbar (siehe boerse)
befinden wir uns nun auf der anderen seite des berges (jahrtausendgrenze).
also kann man in aller sicherheit das ende des 'naiven' utopismus
verkuenden. (waehrend man sich die tuer offen haelt den aufgeklaerten
utopismus nicht ganz aufzugeben, man weiss ja nie).

theorie, denken, kritik? ja, aber bitte nicht zuviel davon.
diese masche von der strategie und dem vordenken sollte man nicht so
ernst nehmen. es handelt sich eher um gute alte taktik. wo ist der
feind? also das antäuschen von wirksamkeit, der verweis auf eine
bewegung die kommen mag aber nie kommen wird, weil man wenn es zeit
waere längst auf die naechste welle wartet. nettime z.b. bleibt weiterhin
wie zig  andere mailinglisten alles andere als 'radikaldemokratisch'. d.h.
die repraesentanten oder moderatoren sind nicht gewaehlt. das ist
auch kein problem, weil nur wenige auf die idee kommen wuerden eine
solche frage (laut) zu stellen. nicht bei nettime und anderswo erst recht
nicht. ueberhaupt was heisst in dem fall "demokratisch"?
auch die bush regierung will saddam stuerzen im namen der demokratie.

so ist man zufrieden mit halben antworten um eben nicht allzu
tief in die 'abgruende' von denen Bifo spricht hinabblicken zu muessen.
sollte es dazu kommen waere vielleicht der schock gross dass was hier tief
erscheint, in wahrheit bloss flach aber dafuer unendlich weit sich ausdehnt.
eine art salzsee der intellektualitaet.

taktisch ist auch die rethorische figur vom nicht dies (doom) aber
auch nicht jenes (gloom) sondern stattdessen das hier (third way).
so ist man als hyperopportunist blairscher praegung immer genau gerade dort
wo in etwa der kompromiss sich ereignen wird (in der mitte naemlich)
also macht man in etwa das was angesagt ist, ohne in extreme abzurutschen,
und erfuellt das was von der kritisch aufgeklaerten mehrheit verlangt
wird.  medientheoretiker, medienaktivist, mediendemokrat.
immerhin ist man immer ein guter mediokrat gewesen.

man sollte die argumente der einzelnen gespraechsteilnehmer durchgehen,
da kann schon im einzelnen was interessantes dabei sein, als richtung ist
das jedoch alleine vom rahmenkonzept eher ein bluff der nur bei wenigen
ahnungslosen aufregung erzeugen sollte. aber immerhin ein vermittlungsversuch,
ein versuch zum sprachrohr der ahnungslosen zu werden. aussprechen was
man zwar vermutet hat aber so auch nicht faehig waere gesagt zu haben.

oder ist nur ein/e teilnehmer/in dabei der wirklich scharfe *politische*
analyse des dot.com crashs hervorzubringen im stande waere? das waere
unter umstaenden zu brisant, da wuerden ja vielleicht dinge rauskommen,
mit denen man wirklich anecken koennte. differenz ist out, netzwerken
amgesagt, sich absichern zu allen seiten und in der summe null erzeugen.

aber warum die beschwerden, ein lettre international oder
ein arteabend ist sicher unterhaltsamer als ein abend mit
der "zeit" bzw. stefan raab. in dem sinne gibt es zahllose 
medien-veranstaltungen
die mit viel mehr budget die ihre weit aus verheerendere ahnungslosigkeit
noch erfolgreicher verheimlichen moegen. die wahrheit liegt wahrscheinlich
in der... naja..

also, ein hoch auf mediokratie!




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