Barbara Wildberger on Wed, 17 Jul 2002 01:44:05 +0200 (CEST)


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[rohrpost] newsletter1: ars electronica 02 and radio fro 105.0


text englisch
text german/deutsch

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ARS ELECTRONICA 2002 >unplugged< in Linz/ Austria www.aec.at/festival2002/
within the participation of Radio FRO 105.0 www.fro.at
“cultural diversity and polyethnical media”

The debate is organized by RADIO FRO a non-commercial  radio station in Linz
/ Austria. It takes place on 10. of September 12:00 AM – 04:00 PM.

Cultural diversity is a global reality. European societies are polyethnical
and there is no way back into a homogeneous community. While cultural
diversity is of demographic value: Media still are far away from being
polyethnical. Charles Husband claims that in the past scientists and
practitioners largely paid attraction on eliminating racism and not on the
structure and the constitution of polyethnical media.

Radio FRO is an outstanding example for a polyethnical media. Radio FRO is
an open space for autonomous and independent media use for all social and
ethnical groupings in society. Currently FRO is broadcasting in 13 different
languages and - as an example - there are 7 different programmes in Turkish.
Polyethnical media can represent the existing diversity even within a
specific social und ethnical grouping and therefore allow a more profound
view of society.

In the light of the cultural diversity in today’s societies polyethnical
media therefore play an important role – as a forum for different needs and
interests they offer a wide range of goods and possibilities mass media
cannot and do not want to effort. But when we are talking about open space
and open access media and expressing differences between and even within
ethnical, political or religious groupings we must think of the risks and
problems that might rise. In fact and open access media can also be a
platform for extremists und “just to be a minority group of course does not
give a guarantee for virtue” (Charles Husband) Without any doubt
polyethnical media are bearing responsibility.

The ARS ELECTRONICA FESTIVAL www.aec.at/festival2002/ is one of the most
outstanding international art and new media festivals. This years program is
called “UNPLUGGED – Art as the Scene for Global Conflicts”. It’s focussing
on the political aspects of arts and media.

*end englisch text*

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ARS ELECTRONICA 2002 >unplugged< in Linz/ Austria www.aec.at/festival2002/
mit einer Programmierung von Radio FRO 105.0 www.fro.at
"CREATING INTERFACES - POLYETHNICAL MEDIA AND CULTURAL DIVERSITY"

Die Debatte ist organisiert von RADIO FRO 105.0, dem nicht-kommerziellen
Radiosender in Linz / Österreich. Sie findet am 10. September 2002 von 12-16
Uhr statt.

FAKTIZITÄT VERSCHIEDENHEIT UND GLOBALISIERUNG
Die soziale, ethnische und kulturelle Verschiedenheit ist nicht nur soziale
Realität. Sie ist auch – und dies immer mehr – ein politisches Thema. Unsere
Gesellschaften sind längst polyethnisch und der Weg zurück in ohnehin
fragwürdige „homogene nationale Gemeinschaften“ – wie sie in den Programmen
rechtspopulistischer Parteien formuliert wird – ist Illusion. In den
polytethnischen Gesellschaften ist die Verschiedenheit selbst mit den
restriktivsten Einwanderungsgesetzen nicht mehr aufzulösen.

Um dem Konfliktpotential und den Auseinandersetzungen in einer
multiethnischen Gesellschaft entgegen zu wirken genügt es längst nicht mehr,
gegen Rassismus zu sein. Vor allem im Medienbereich geht es darum, die
Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für eine multiethnische
Medienlandschaft zu schaffen. Charles Husband  weist darauf hin, dass in der
Vergangenheit von PraktikerInnen und AkademikerInnen der „Eliminierung des
Rassismus“ weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als etwa der
Konzipierung und dem Aufbau einer „polyethnischen Medienlandschaft“.


DER ANSATZ VON RADIO FRO
Radio FRO versteht sich als Modell für eine polyethnische Medienlandschaft:
Raum für einen offenen und in seiner Reflexion vielfältigen und breit
gestreuten Diskurs. Ein offener Raum der Selbstformulierung und autonomen
Mediennutzung:
Die Palette an diversifizierenden und widersprechenden Meinungen ist
umfangreich und steht im deutlichen Kontrast zu den paternalistischen und
zaghaften Bemühungen der Mehrheitsmedien, deren reduziertes Informations-
und Kommunikationsangebot gerade für sprachliche und kulturelle Minderheiten
viel zu weitmaschig gestrickt ist, um die Unterschiede innerhalb den Sphären
sichtbar zu machen. Beispielsweise verfügt FRO gegenwärtig allein über 7
inhaltlich unterschiedliche Sendungen in türkischer bzw. kurdischer Sprache.

Mit dem Leitgedanken „Anstiftung zur Initiative“ – der seine Wurzeln im
künstlerischen und medienpolitischen Anspruch der Stadtwerkstatt hat – folgt
Radio FRO im Unterschied zu den herkömmlichen Konsumptionsmedien einem
Ansatz, der auch innerhalb der Freien Medien Szene nicht unumstritten ist.
Auseinandersetzung und Konflikte um Haltungen und Positionen werden nicht
abgeschwächt oder verhindert. „Der Andere“ ist von Anfang an Teil des
Diskurses, der von den verschiedenen Gruppierungen oder Einzelpersonen – den
„Teilöffentlichkeiten“ getragen wird.

Tragen Mehrheitsmedien im Sinne einer „gutmütigen Akzeptanz“  tendenziell zu
einem homogenen Bild des „Anderen“ bei, geht es darum, die Erfahrungen und
Interessen der ethnischen Minderheit auch in ihrer vielfach unter den Tisch
gekehrten Verschiedenheit zu repräsentieren. Eine Offenheit und Diversität,
die letztlich auch innerhalb der Sphäre Konfliktpotential birgt und
Feindseligkeiten zwischen den Gruppierungen entfachen kann. Nicht nur die
existierenden Mehrheitsmedien sind potentielle Sprachrohre für rassistische
und politische Hetze. „Eine bestimmte ethnische Identität zu besitzen, sei
es die der Mehrheit oder die einer Minderheit, ist keine Garantie für
Tugend.


MULTIETHNIZITÄT UND TERRORISMUSVERDACHT
Schließlich sind mit Migration und Globalisierung die Grenzen zunehmend auch
für politische, ethnische und kulturelle Konflikte durchlässig geworden, die
unter Umständen weit außerhalb des konkreten regionalen Umfeldes angesiedelt
sind oder weit darüber hinaus gehen. Eine Entwicklung, die mit dem 11.
September ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Im Zuge des Anschlages
auf das WTC ist die Problematik von Multiethnizität und Migration mit dem
Phänomen des Terrorismus bedenklich verquickt worden. Insbesondere
muslimische Ausländervereine und Moscheen sind mit dem Vorwurf konfrontiert,
extremistischen Terrororganisationen in die Hände zu arbeiten. Die
österreichische Staatspolizei etwa hat kurz nach den Attentaten in einigen
Vereinen eine Radikalisierung in der politischen Auseinandersetzung
festgestellt und die Überwachungen verstärkt.

INTERAKTION UND VERANTWORTUNG
Medien tragen eine entscheidende Verantwortung für das Zusammenleben (nicht
nur) in transnationalen Kontexten. Radio FRO ist sich dieser Verantwortung
und der Notwendigkeit eines sensiblen Umgang mit ethnischer und kultureller
Diversität bewusst. Mit dem Hintergrund der Thesen von Husband bedingt eine
funktionierende polyethnische Medienlandschaft einerseits die Förderung des
Dialogs über die ethnischen Grenzen hinweg und damit den Aufbau von
Schnittstellen an den Grenzen der unterschiedlichen Teilöffentlichkeiten.
Zum andern geht es um einen Dialog innerhalb der ethnischen Gemeinschaften
und damit der Reflektion der vorhandenen internen Diversität.


MEDIEN UND POLITIK
Der Umgang mit der wachsenden nationalen, sozialen und kulturellen
Inhomogenität unserer Gesellschaften ist eine der wesentlichen politischen
Herausforderungen der Zukunft. Das politische Moment der Medien spielt in
diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle.
Eine funktionierende Polyethnizität braucht eine funktionierende
polyethnische Medienlandschaft.


BEITRAG ZUM FESTIVAL
Der Festivalbeitrag von Radio FRO ist eine Analyse der Thematik mit seinen
wissenschaftlichen und politischen Kontexten.  ExpertInnen aus Wissenschaft,
Politik und Praxis diskutieren die Rolle polyethnischer Medien in den
heutigen Gesellschaften, ihre notwendigen Rahmenbedingungen und ihr Beitrag
für Integration und Verständnis.

Die Chancen, Strukturen aber auch Konfliktlinien zeigen die Ergebnisse einer
Forschungsarbeit über das fremdsprachigen Programm auf Radio FRO, die im
Rahmen der ARS ELECTRONICA erstmals vorgestellt werden. Der Beitrag von
Radio FRO soll das Feld „der Anderen“ in der Mikrokultur von Linz bzw. im
Kontext des Konzeptes einer polyethnischen Medienlandschaft beleuchten.

Vor allem die Darstellung der gegenwärtigen politischen Brisanz der Thematik
ist ein Anliegen. Auf europäischer Ebene ist eine Verschärfung der
Einwanderungs- und Asylpolitik zu beobachten. Integrationsmaßnahmen werden
zunehmend zu Zwangsmaßnahmen – Stichwort „Sprachkurse für AusländerInnen“.
Neben regionalen und nationalen politischen Debatten und Ansätzen rückt
vermehrt die internationale und europäische Dimension der Thematik in den
Vordergrund. Migration zählt zu den Kernthemen unter dem gegenwärtigen
Ratsvorsitz von Dänemark.

Das ARS ELECTRONICA FESTIVAL (http://www.aec.at/festival2002/) ist das
hervorragende Festival für Internationale Kunst und Neue Medien. Das
diesjährige Thema nennt sich “UNPLUGGED – Art as the Scene for Global
Conflicts”. Es fokusiert die poltischen Aspekte von Kunst und Medien.

*ende deutscher text*


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