mv on 12 Sep 2001 04:27:36 -0000 |
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[rohrpost] Die Nachrichten, lesbar [sorry] |
Die Nachrichten Zu Beginn der Ausschusssitzung wurde zunaechst gar nicht nach den Fluegen gefragt, sondern nach dem Mazedonieneinsatz. Jetzt kocht die Geruechtekueche ueber. Es hat eine Stunde gedauert, doch nun brodelt es in den Newsgroups. "Das deutsche Volk steht in dieser schweren Stunde an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika", schrieb Schroeder. Zahlreiche Diskutanten rufen nach Krieg. Man wisse zwar nicht, wer die Taeter seien, aber das Attentat haette die USA als Freunde Israels getroffen, wurde argumentiert. Nur Hollywood wusste es besser, seine Produzenten, seine Drehbuchautoren. "Die Freiheit selbst wurde heute Morgen von einem gesichtslosen Feigling angegriffen, und die Freiheit wird verteidigt werden." Vor laufenden Fernsehkameras, vor den Augen von vielen hundert Millionen Menschen, hat eine ungeheuerliche und extrem skrupellose Terrororganisation die Supermacht USA direkt und in ihrem Herzen angegriffen. "Diese barbarischen Akte stellen eine nicht zu tolerierende Aggression gegen die Demokratie dar und unterstreichen die Notwendigkeit, dass die internationale Gemeinschaft und die Mitgliedstaaten der Allianz ihre Kraefte vereinigen, um die Geissel des Terrorismus zu bekaempfen." Sprecher Rainer Kueppers sagte am Dienstag in Muenchen, die Schadenslast der Anschlagswelle in den USA koenne fuer die Muenchener Rueck erheblich sein. Er hatte das Geschehen am Fernsehbildschirm verfolgt. Lichtblick: Die OPEC verspricht stabile Oelpreise. Im Libanon schossen radikale Palaestinenser dagegen Freudensalven in die Luft. Die Eroeffnung des Juedischen Museums sollte jedoch wie geplant am Abend stattfinden. Fuer die zigtausend Mitarbeiter der zahlreichen amerikanischen Sicherheitsdienste hat sich etwas ereignet, das in ihren Augen eigentlich voellig unmoeglich war. Die Webcams sind offline, die Chatraeume leer. Auch AmyKathren hat nur den Fernseher, das Radio. "Das Pentagon soll brennen", sagt sie. "Welches Volk auch immer dafuer verantwortlich ist", schreibt ein Diskutant, "sollte in Grund und Boden gebombt werden!" Die Frage, welche fanatischen Hirne hinter dieser barbarischen Terrorwelle stecken, ist noch nicht beantwortet. "Es besteht kein Zweifel daran: Die Vereinigten Staaten werden die, die fuer diese feigen Taten verantwortlich sind, zur Strecke bringen und bestrafen." Doch noch ist nicht klar, ob die USA zurueckschlagen werden - und gegen wen. Wahrscheinlich haben sie das, wenn diese Zeitung ausgeliefert ist, bereits getan. Der Vergeltungsschlag kann schon bald beginnen. Auch der ehemalige US-Aussenminister Henry Kissinger forderte waehrend seines Berlin-Besuchs eine konsequente Vergeltungsaktion. Er sei bei seinem Besuch in Mazedonien am 30. August von Journalisten mit Pressemeldungen konfrontiert worden, in denen bereits der Weg der Soldaten nach Mazedonien geschildert worden sei. Die Pressekonferenz erfolgte auch vor dem Hintergrund, dass Afghanistan fuerchtet, Ziel eines schnellen US-Vergeltungsschlags zu werden. Auch die aegyptische Regierungszeitung "El Ahram" mahnte Ende August, dass der israelisch-arabische Konflikt zu einem "umfassenden und gefaehrlicheren US-arabischen Konflikt" geworden sei. "Es ist Zeit, die Palaestinenser aus Jerusalem herauszuwerfen. Sofort." Schreibt einer - und faellt damit als moderate Stimme auf. Der franzoesische Praesident Jacques Chirac hielt am Abend eine kurze Fernsehansprache, um Aengste zu beruhigen. "Ich gebe alle Auskuenfte, um die man mich bittet." Vor wenigen Minuten noch habe er mit einer Frau gesprochen, die den Einschlag des zweiten Flugzeuges habe sehen koennen. "Gott segne Amerika." Ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Aussenwirtschaft der Deutschen Wirtschaft sagte, drei deutsche Firmen seien in den beiden Buerotuermen untergebracht gewesen. Die Namen der Firmen wuerden aber zunaechst nicht bekannt gegeben. "Ein Land, dass diesen Schurken Unterschlupf gewaehrt, traegt auch einen entsprechenden Anteil an der Verantwortung." Verteidigungsminister Rudolf Scharping hat im Verteidigungsausschuss eine Liste seiner saemtlichen 349 Flugreisen seit seinem Amtsantritt vorgelegt. "Europaeer, die USA und alle friedliebenden Menschen der Welt halten zusammen und verurteilen und widerstehen dem Terrorismus mit aller Kraft." Das Auswaertige Amt hat eine Hotline eingerichtet: 01888/174600. Der Euro stieg unmittelbar nach den Anschlaegen zwischenzeitlich um bis zu einen Cent auf ueber 0,91 Dollar. "Hier geht das Menschliche vor", sagte der Sprecher. CDU und CSU sowie FDP und PDS hielten an ihren Forderungen fest, dass Scharping zuruecktreten muesse. Die UNO und Holland mahnen dagegen vor Ueberreaktionen. Die Grenzen zu Aegypten und Jordanien wurden geschlossen. Die Staaten muessten zudem besser bei der Umsetzung von Anti-Terror-Vertraegen kooperieren. Die London Stock Exchange wurde evakuiert, der Handel aber fortgesetzt. Innensenator Ehrhart Koerting wollte den Regierenden Buergermeister Klaus Wowereit (beide SPD) und die Kabinettsmitglieder darueber informieren, wie die innere Sicherheit in der Stadt zu gewaehrleisten ist. Das Land muesse wachsam sein und ruhig die Lage eroertern. Derweil tobt in den Newsrooms der Ruf nach Rache. "Unsere Armee zu Hause und in der ganzen Welt steht in hoher Alarmbereitschaft, und wir haben die noetigen Sicherheitsmassnahmen getroffen, um die weitere Funktionsfaehigkeit Ihrer Regierung sicher zu stellen." So habe Paris Massnahmen ergriffen, die die Sicherheit in Frankreich erhoehen sollen. "Die Entschlossenheit unserer grossen Nation wird geprueft." Um Hunderte Passagiere einfach und bequem von einem Ort zum anderen zu transportieren, benoetigt ein Flugzeug gewaltige Mengen Energie. Unmittelbar nach den Terroranschlaegen auf das WTC und Regierungsgebaeude war der Oelpreis um bis zu 4 US-Dollar auf 31 Dollar je Barrel (159 Liter) in die Hoehe geschossen. Sie sind Anschlaege auf die eine, freie und offene Welt. Bei der Bundeswehr wurden zunaechst keine Sondermassnahmen ergriffen. Ruehe habe binnen 18 Monaten die Flugbereitschaft fuer 361 Fluege in Anspruch genommen. Dies mache im kommenden Jahr zwei Milliarden Mark aus, sagte Eichel. Er koenne nicht ausschliessen, dass die umliegenden Strassen im beliebten Szeneviertel am Abend gesperrt werden. Alle Fluege Richtung USA wurden zurueckbeordert oder umgeleitet. Die Zwillingstuerme des World Trade Center, in denen taeglich 40.000 Menschen arbeiten, gingen nach den schweren Explosionen in Flammen auf. Die Muenchener Rueckversicherung ist an der Feuerversicherung des World Trade Centers beteiligt. 50 000 Menschen sollen im World Trade Center arbeiten. Sie richten sich gegen eine Welt, in der man zwar in dem einen oder anderen Fall einander uebers Ohr haut, sich aber nicht die Schaedel einschlaegt. Israels Ministerpraesident Sharon forderte in einem Interview Reaktionen, "die genauso radikal sind, wie diese Teufel es selbst gewesen sind." Es gehe nicht um einzelne Fluege, sondern um das Gesamtbild. Die Sicht in New York war vollkommen klar, und die Zone im Sueden Manhattans war nicht fuer Fluege zugelassen. Nur wenig spaeter fiel auch der zweite Turm in sich zusammen. Am 11. September 2001 wurde der Kampf gegen den internationalen Terrorismus und gegen die, die ihn unterstuetzen oder auch nur nicht bereit sind, den Kampf gegen ihn zu unterstuetzen, auf Platz Eins der Agenda der Weltpolitik gesetzt. Kuriosum: Euro stieg als Terrorfolge. Ein amerikanischer Albtraum ist wahr geworden. [Eine Montage aus Beitraegen in Spiegel online, BerlinOnline, SZ online vom 11./12.09.2001] http://www.woerterberg.de/archiv/2001_09_09_index.html#5628592 ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste fuer Medien- und Netzkultur Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost Info: http://www.mikro.org/rohrpost Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de