Andreas Broeckmann on 26 Mar 2001 08:04:57 -0000 |
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[rohrpost] fwd: Wohlfuehlen in Kaernten |
Date: Wed, 21 Mar 2001 12:57:59 -0500 From: turk <turk@monochrom.at> Subject: WOHLFUEHLWELT WOHLFÐHLWELT - - von den Regisseuren des Gl¸cks im fundernovum in St. Veit/Glan - Glandorf, Klagenfurter Str. 87-89. Samstag, 31. M”rz 2001, ab 20 Uhr mit drehli robnik, maschek, monochrom, Dj Super Tronic und magnetpnp www.monochrom.at/wfw "Die Welt ist alles, wo man sich wohlf¸hlt," hat der beliebte –sterreichische Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein geschrieben. Zumindest hat er es so gemeint - bzw. h”tte er es so geschrieben, wenn er inniger mit K”rnten vertraut gewesen w”re. Die auf bedingungslosen Kult hin designte Veranstaltung WOHLFÐHLWELT (am 31. M”rz ab 20 Uhr im fundernovum in St. Veit/Glan - Glandorf) setzt alles daran, uns die Poesie des Fremdenverkehrs hautnah erleben zu lassen. Es geht um die ¸berschw”ngliche Rhetorik, mit der –sterreichische Tourismuswerbung (nicht nur, aber vor allem in K”rnten) soziale und geografische R”ume bewirbt und sie dabei zugleich im Wege einer Verwandlung hervorbringt: Einschl”gige Begriffe wie "M”rchenalm", "Aromagrotte", "Landidyll", "Sehnsuchtswelt", "Kraftpl”tze", aber auch "Wohlf¸hlpauschale" oder "Spielkameradengarantie" - das sind nicht nur bizarre Wortneusch–pfungen, die an Stilbl¸ten, Drogenlyrik und romantischen Seelentaumel erinnern. Diese (auch im folgenden w–rtlich zitierten) Formulierungen schaffen auch vollendete Tatsachen: das Faktum einer ebenso symbolischen wie sinnlich erlebbaren Welt in vollendeter Harmonie mit der Befindlichkeit und Kaufkraft ihrer Zielgruppen. Ist ein Hotel noch ein Geb”ude bzw. ein Beherbungsunternehmen, wenn es als "Wellness Hotel", "Harmony Hotel", "Romantik-Hotel", "Landidyll-Hotel" oder "Hotel des Gl¸cks" beschworen wird? Geht es noch um etwas so Banales wie Freizeitgestaltung, wenn "Ferien mit allen Sinnen" gemacht werden? Ist das bloþe Kartenspielen gemeint, wenn von der "Kunst des Schnapsens" die Rede ist? Oder grenzt es an einen Akt der Welterschaffung, wenn ein Fremdenverkehrs(bundes)land zur "Oase des Wohlbefindens" wird und "das heimliche ÷sterreich" uns "wie eine andere Welt" erscheint, die zugleich "deine eigene Welt" ist? Die zwischen New-Age-Euphorie und antimodernistischer Regression lavierende Fremdenverkehrspoesie, die Heimat und Fremde ineinander verkehrt, verkn¸pft spirituelle Offenbarungsmystik mit dem Urvertrauen in die konsumierenden Sinne. Es scheint um elementare Dinge zu gehen - um ein "Eintauchen", eine "Entdeckungsreise", "unterwegs zu sich selbst", durch "eine Landschaft, die die Seele mit den Archetypen des Menschseins verbindet und uns auf unbekannte Weise ankommen l”sst." Jedenfalls ist die WOHLFÐHLWELT nicht einfach ein Ort, wo man unt”tig herumh”ngt, bis man sich erholt hat; vielmehr sind wir dort existenziell gefordert, aufgerufen zum ekstatischen Mensch- und In-der-Welt-Sein. Verordnungen wie "Sp¸ren Sie die Magie der Landschaft!", "Genieþen Sie mit allen Sinnen!" oder "Tun Sie es einfach!" lassen daran keinen Zweifel. In diesem Sinn geht es bei WOHLFÐHLWELT darum, es einfach zu tun. Im dem¸tigen Bewusstsein, dass sich das Projekt der touristischen Neusch–pfung von Welt, Sinn und Menschlichkeit kaum ¸bertreffen oder satirisch ¸berh–hen l”sst, macht sich WOHLFÐHLWELT einen Spaþ daraus, die Fremdenverkehrspoesie einem Realit”tstauglichkeitstest zu unterziehen, sie auseinanderzunehmen und falsch wieder zusammenzubauen. WOHLFÐHLWELT macht gastfreundliche Demagogie zum Kunsterlebnis, das sich anf¸hlt wie Verarschung und Entertainment - mit den Mitteln von Architektur und Installation, Comedy und Performance, VarietÈ und Dancefloor, im Geist des produktiven Missverst”ndnisses, des Understatement, der gebrochenen Immersion und der handgreiflichen Parodie. In die WOHLFÐHLWELT (und damit ganz zu uns selbst) gelangen wir durch das "Panorama des Staunens", das dem Jahrhunderte alten carinthischen Brauch des GTI-Fahrens gewidmet ist; dort k–nnen wir auf 72 Autoreifen sitzen, den Gummigeruch mit allen Sinnen in uns aufnehmen, den Sound und Speed von GTI auf Video genieþen - oder weitergehen auf unserer Entdeckungsreise, ins "Gl¸ckszimmer": Sandstrand und Landschaftspanorama machen Verweilen zum Ereignis, Guckl–cher gew”hren Einblicke in unser pers–nliches Ich. Manche von uns wird es weiter ziehen, in die "Herberge der Tr”ume", wo uns ein majest”tischer (150cm hoher) PingPong-Tisch erwartet, mit Anleitungen zum Tischtennisspielen aus beliebten Spielfilmen, eingeh¸llt in eine urige Speckwolke und ausgestattet mit 50 PingPong-Schl”gern, auf denen der traditionelle K”rntner Wahlspruch "Speck und Sport" ans gemeinsame Kulturerbe erinnert. Was in unserer Hektomatik-Welt oft gedankenlos "B¸hne" genannt wird, ist in der WOHLFÐHLWELT die "Erlebnisoase": ein Podest, in den (wahrnehmungspsychologisch ganzheitlich temperierten) K”rntner Landesfarben, auf dem anerkannte Animatoren und Unterhaltungsk¸nstler uns mit ihren Possen entspannen: Satirische Darbietungen der Kulturvereine "monochrom" und "maschek" (etwa das lichtbildunterst¸tzte Heimatgedicht "Unser sch–nes K”rnten") lassen uns endlich wieder Mensch sein. Dar¸ber hinaus werden die weit ¸ber die Bundeshauptstadt hinaus beliebten Disk-Jockeys Drehli Robnik und Super Tronic uns mit deftigen Moderationen seelisch ankommen lassen und einen musikalischen Schmankerlmarkt auftischen, der den Dancefloor in einen Kraftplatz verwandelt. Abgerundet wird die Synfonie des Wohlbefindens in der "Sehnsuchtswelt", wo wir uns an der Bar einem reichen Sortiment von "Mir tut es wohl"-Getr”nken mit Vollrauschgarantie hingeben oder an f¸nf Diaprojektoren Old-School-Memory spielen k–nnen. Um uns schlieþlich in jeder Facette den "Alltag als Event" empfinden zu lassen, werden die Kosettanlagen mit einer Sound-Installation bespielt, die zum "Eintauchen" einladet. Die Regisseure des Gl¸cks maschek Was maschek tun, ist nur insofern Videokunst, Kabarett oder Politsatire, als man das zum Gl¸ck nicht merkt. Sie tun es live oder auf Video, in Diskussionsrunden oder durch Nachvertonung von Bildmaterial aus dem staatlichen Privatfernsehen und aus dem Foto-Archiv der Flohm”rkte und Altwarentandler. Drei Tugenden halten die maschek-Welt zusammen: Bildungsanspruch, Hang zur F”lschung ohne Trennsch”rfe zum Ernstgemeinten, Hassliebe zum ÷sterreichischen. Besuchen Sie doch einfach die Spassfraktion der Found-Footage-Avantgarde bzw. den Bildungsfl¸gel der Retro-Kultur unter www.maschek.org. monochrom der verein (seit kurzem religion) zur foerderung der selektiven rezeptionsforschung im sinne futurologischer belange im kern aus johannes grenzfurthner, evelyn fuerlinger, harald homolka list, franz ablinger, frank apunkt schneider. als hansdampf in allen codes, wo rein gar nichts einer anderen programmatik folgt als der anh”ufung von interessanz, stimuliert monochrom die organe breitfl”chig und nahezu aggressiv - scheiþt einen foermlich zu mit selektion. jeder person ist es ¸berlassen was sie in ihrer freizeit tut. we are m–tley diskurs and you are not. auch kulturschaffende sind menschen mit gef¸hlen. und obwohl wir wissen, dass wir nur staub sind, stehen wir total auf amusement. erscheinen sie zahlreich, wenn m–glich manisch (und schon vorher unter www.monochrom.at) Drehli Robnik geboren 1967 in Wien-Erdberg. Unsympathischer Wiener, sprechender Disk-Jockey, Musikveranstalter (Soft Egg CafÈ Vienna/Flex; 1997-2000, Hot Lotion/B72, zusammen mit Peter H–rmanseder, seit 2000); Entertainer mit selbstauferlegtem Bildungsauftrag, zeitweiliger Fernsehmoderator (Wiener Privatsender TiV 1998/99), ehemaliger Rock- und Pops”nger (Die Guten 1995-2000, RevoxRevue 1998-2000); Filmkritiker bei der Wiener Stadtzeitung Falter; Film- und Kulturwissenschaftler; diverse Publikationen zur Theorie und Geschichte des Genrekinos. Lehrbeauftragter am Institut f¸r Theater-, Film- und Medienwissenschaft und am Institut f¸r Geschichte der Uni Wien. Lebt seit jeher in Wien-Erdberg. DJ Super Tronic Das hochenergetische Ein-Mann-Dienstleistungsunternehmen Super Tronic agiert als Schallplattenunterhalter im genuinen Sinne. Dem kollektiven, gerne auch bis zur ekstatischen Ausgelassenheit reichenden Wohlbefinden verpflichtet, kennt er weder Hemmunungen noch falsche Scheu. Der gute Vibe ist sein Auftrag, die daf¸r verwendeten musikalischen Mittel sind manigfaltig. Denn Groove ist ja bekanntlich eine Angelegenheit des Herzens, und H”user sind da, um gerockt zu werden. Architektur: magnetpnp Organisation: Herwig Turk mitverantwortlich f¸r Transformator-Computer und Videokunstfestival St.Veit/Glan 1991; diverse Projekte von HILUS zwischen 1992 und 1996 unter anderem: Unitn -Mediaspace, Projektraum WUK/Wien 1993; vergessen© Projekt in Wien, NewYork, Brno, Basel, Berlin, St.Veit/Glan 1996-99; Patrik Papesch, Albert Kraschl Wir wollen die Reizschwelle nicht noch h–her setzen, sondern Sie mit "kleinen", ganz individuellen und pers–nlichen Gl¸cksmomenten ¸berraschen. Wir bieten dieses All-Inclusive-Angebot inklusive Spielkameradengarantie nur am 31.M”rz 2001 ab 20.00 Uhr zum "Ich will"-Preis. Wir sind gl¸cklich, wenn Sie zufrieden sind. Wir sind aber erst zufrieden, wenn Sie begeistert sind. ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: majordomo@mikrolisten.de; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: majordomo@mikrolisten.de, msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: owner-rohrpost@mikrolisten.de -- http://www.mikro.org/rohrpost