Re: Fwd: [rohrpost] Fwd: SPIEGEL ONLINE - Ars Electronica: Siegerehrung beim Kunstwichsen

[Florian Cramer <paragram@gmx.net>]

Am Mon, 04.Sep.2000 um 20:13:15 +0200 schrieb Krystian Woznicki:
> 
> Zeigt her eure Gene ...
> 
> Viel Aufregung in Linz um eine Kunstaktion, die zur Samenspende aufruft / 
> Von Birgit Doll
> 

Dabei ist die künstlerische Samenspende keineswegs neu, sondern wird hier
nur anders kontextualisiert. Ein paar Beispiele, die mir spontan einfallen:

- Leonardo da Vinci malte mit seinem Sperma.

- Der amerikanische Mail Art-Künstler Jerry Dreva masturbierte auf
Papierseiten, die er per Post verschickte und in einem Buch "Wanks For The
Memories: The seminal Work/Books of Jerry Dreva" versammelte.  In den
Siebziger und Achtziger Jahren machte er sich damit einen Namen als "the man
who had a thousand orgasms for art". (Siehe auch:
<http://www.photos-biron.com/feyway7d.htm>.)

- 1985 bot der Berliner Underground-Künstler Graf Haufen seine
Körperflüssigkeiten, -ausscheidungen und -produkte (Urin, Kot, Speichel,
Sperma, Haare, Nägel) als Kunstobjekte zum Verkauf an. Nach seinen Aussagen
"meldeten sich aber nur ein paar Ferkel, die Sperma tauschen wollten".

- Anselm Kiefer produzierte von 1971 bis 1991 ein Tagebuch "20 Jahre
Einsamkeit", dessen Seiten mit Spermaflecken imprägniert sind. Zitat aus
einer Rezension des Zürcher "Tagesanzeiger":   

   "Wichtig ist ihm der Vorgang, der aus dem glitschigen Sekret Rohstoff für
   künstlerische Produktion macht: Die Ladung von Millionen sterbender
   Samenzellen, die er aufs Papier gestreckt hat, hängt Kiefer anschliessend
   einen Tag lang zum Trocknen auf. Dann kommt die schriftliche Reflektion
   [sic]: 'Vorbei' steht da, und nochmals gross über zwei ganze Seiten
   geschrieben: 'Millionen von Möglichkeiten vorbei.'"


Florian

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