Krystian Woznicki on Wed, 12 Apr 2000 11:52:21 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Kulturserver BLN G a z e t t e


Hi,

obwohl einige rohrpostler die BLN-Gazette schon ohnehin im Abo haben,
wollte ich
alle, die das Projekt noch nicht kennen, auf einen, auch wenn recht einseitigen
Bericht in der laufenden Zitty, hinweisen. Nachfolgend auch die aktuelle
Ausgabe, der von mir für Kulturserver/Ponton betriebenen BLN-Gazette.
Wer sie subskribieren will, verläuft sich auf folgende Website:
http://www.kulturserver.de/cgi-bin/newsletter

Gruss
Krystian Woznicki

-

Zitty, Nr. 8/2000

Sonderteil Internet

Einer flaniert für alle
Krystian Woznicki sendet kleine Feuilletons per E-Mail

Sechs Jahre ist er in Toyko gewesen und hat sich mit grosser Begeisterung
die Seele stressen lassen.  Jetzt ist Krystian Woznicki seit etwas mehr als
einem Jahr in Berlin und ist sonst ganz angetan von der weltstädtischen
Beschaulichkeit. Trotzdem hat er noch den Blick von einem, der weit weg
gewesen ist und der all das, was hier passiert, mit anderen Augen sieht.
     Und was  er sieht, das schreibt er jede Woche im digitalen Format für
rund 4.000 Abonnenten. Die haben sich alle irgendwann beim Berliner
Kulturserver auf eine Mailingliste setzen lassen und beziehen Woznickis
Gazette, ohne dafür etwas zu zahlen und ohne mit Werbung bombardiert zu
werden. Wer sie nicht mehr lesen will, der sendet einfach eine Mail zurück
und beendet so ganz schnell und sauber das Abonnement.
     Aber die Zahl der Leser nimmt nicht ab, sondern immer weiter zu. Denn
wer die Gazette bekommt, wird auf kurzweilige Weise doppelt unterhalten und
informiert. Vorneweg schreibt Woznicki ein kurzes Feuilleton. Allerdings
keins, das man auch  in der Zeitung lesen könnte. Die kleine Form ist ganz
dem Medium angepasst, über die sie verteilt wird. Einen Essay darf man es
deshalb nicht nennen, ein Denkbild nicht und eine Kulturnachricht schon gar
nicht.
     "Die Texte sind vieldeutiger geschrieben", beschreibt es Woznicki
selbst. "Man kann sie zwar schnell konsumieren, weil sie so kurz sind. Aber
sie haben genug Platz zwischen den Zeilen, um noch mehr mitzuteilen."
Ohnehin weiß Woznicki von Lesern, die ihm zurückschreiben, dass die Gazette
ganz anders als ein Artikel in der Zeitung gelesen wird. Denn im Medium der
E-Mail scheint noch ein Stück Intimität zwischen Autor und Leser bewahrt zu
sein, das in der öffentlichen Zeitung verloren geht.
     Für die Texte nutzt Woznicki seinen
Halb-drinnen-und-halb-draußen-Blick, der sich nur schlecht vom
Glamourgehabe der Stadt blenden lässt. Stattdessen schreibt er mal
zwinkernd, mal zynisch und mal aggressiv über die Marken und Macher, über
Masken und Medien. Er fragt, wie sich Berlin vor aller Welt inszenieren
will, wie die Inszenierung funktioniert - und ob sie funktioniert.
     Solche Texte interessieren nicht nur die Berliner. Ein Teil der
Abonnenten verstreut sich über den ganzen deutschsprachigen Raum. Auch wenn
Woznicki im zweiten Teil seiner Gazette immer einen kleinen kommentierten
Veranstaltungskalender mitsendet, der  nicht unbedingt auf die Highlights
ausgerichtet ist.  Hier werden auch Events genannt, die symptomatisch genug
oder skurril genug sind, um das Berlinbild angemessen zu komplettieren.
     Wer also Krystian Woznickis Gazette liest, der ist zwar nicht
umfassend informiert. Dafür aber sieht man für einen ganz kurzen Augenblick
das eigentümliche Profil der Berliner Kultur - und Medienlandschaft, das
keineswegs mit dem gelifteten Profil des offiziellen Neuen Berlin
übereinstimmt.

Von Stephan Porombka


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Krystian Woznicki     Schoenhauser Allee 141A     10437 Berlin     Germany
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