Tilman Baumgaertel on Thu, 16 Mar 2000 22:01:16 +0100 (CET)


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[rohrpost] Re: Toywar-Replik


Hi!

Auf diese etoy-Geschichte wuerde ich auch gerne nochmal zurueck kommen,
weil ich auch finde, dass Sebastians Kritik ungerecht ist und weil ueber
die Sache nachtraeglich eigentlich kaum noch reflektiert wurdem;
wahrscheinlich weil die meisten der ganzen Angelegenheit etwas muede waren. 

Dass interessante an der Sache war doch gerade, dass es genuegte, dass "mit
wired news und spiegel online kommuniziert" wurde (und ein paar anderen
Medien auch, wie man den beeindruckenden Linklisten entnehmen konnte, die
da so fleissig fabriziert wurden), um ein aufstrebendes
Internet-Unternehmen in ernste Bedraengnis zu bringen. 

Zum Vergleich: ueber den CDU-Spendenskandal kommunizieren letztlich ja auch
nur Tagesschau, FAZ, Sueddeutsche, FR etc. miteinander, und da passiert
nichts. Bei einem Internet-Unternehmen reicht es dagegen, wenn lange genug
auf ein paar komischen Websites komische Artikel veroeffentlicht werden,
und die ziehen ihre Klage zurueck und bezahlen die Prozesskosten. Dass
sowas in der digitalen Oekonomie zumindest voruebergehend moeglich ist, hat
die ganze Aktion schon klar gemacht, ich wusste das vorher nicht. Dafuer
haben etoy ein nicht unerhebliches persoenliches Risiko auf sich genommen.
Daran gibt es nicht so viel herumzumaeklen, finde ich. 

In dem etoy-Interview, das ich vor einigen Wochen herumgeschickt habe, hat
einer der "Agenten" ja auch gesagt, dass zwischen ihnen und eToys im Grunde
kein Unterschied besteht, weil sie beide fiktive Entitaeten sind, deren
Existenzform Netz-basiert ist. Darum war diese Strategie mit dem
martialischen Getue und der Corporate Identity (die ja immer als Aufguss
von 80er-Jahre-Kuenstler-tun-so-als-seinen-sie-Firmen-Strategien kritisiert
wurde) letztlich schon effektiv. (Bei dem Telefon-Interview kam uebrignes
witzigerweise nebenbei auch raus, das meinem anonymen Gespraechspartner ein
Reinhold Grether nicht bekannt war...) 

Was die "Beteiligungskunst" betrifft: obwohl ich jetzt schon dreimal daraum
gebeten habe, bei Toywar reinzukommen, bin ich bisher noch nie ueber eine
Einladungsmail rausgekommen. Und dabei habe ich x Artikel ueber dieses
Thema geschrieben, und zweieinhalb Etoy-Aktien stehen mir bestimmt zu. ;-)
Aber offenbar halten die Intentionen nicht mit dem technischen Knowhow mit.
(Klingt ein bisschen wie die rohrpost-Administration, ich weiss... ;-))

Gruesse, 
Tilman

PS: Wer immer noch nicht genug von der ganzen etoy-Sache hat: in der taz
von heute (Donnerstag) ist mit nur wenigen Wochen Verspaetung auch noch mal
ein Interview zum Thema. 



>Sender: Reinhold.Grether@uni-konstanz.de
>X-Mailer: Calypso Version 3.10.02.01 (3)
>Date: Wed, 15 Mar 2000 08:03:51 +0100
>From: Reinhold Grether <Reinhold.Grether@uni-konstanz.de>
>To: Reinhold.Grether@uni-konstanz.de
>Subject: Toywar-Replik
>
>(Meine Antwortmail an Sebastian Luetgert wurde gestern
>dreimal vom rohrpost-majordomo weggefressen; auch
>Andreas Broeckmann raetselt, warum. Um so seltsamer,
>als meine zweite Mail mit dem Ingold-Hinweis problemlos
>durchkam. Schick ich den Text halt ueber das selbstgebastelte
>rohrpost-privat.)
>
>>bis hin zu den slick resistenten holzhammermetaphorisch
>>militanten und voellig unspielbaren toywar-plattformen
>>und etoy-kampagnen dieser welt, die bloss vertikal mit
>>wired news und spiegel online kommunizieren und sonst
>>niemand mit niemandem nirgendwas
>
>Nach dem Auswurf eines Fahrrads ein Aufschrei aus
>partnersuchender Seele. Sebastian! Vielleicht liegt grad
>in der Unspielbarkeit von Toywar sein Geheimnis? Ein
>surrealer Aufmarsch, fuer Freund und Feind unfassbar,
>und gerade dadurch fuer die Gegenseite hoechst beunruhigend.
>Weil das Unfassbare mehr als alles andere die Phantasie
>anheizt. To


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