Florian Cramer on Tue, 15 Feb 2000 20:16:55 +0100 (CET)


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Re: [rohrpost] DATENBANK DER VIRTUELLEN KUNST


On Tue, Feb 15, 2000 at 12:00:35PM +0100, Oliver Grau wrote:

> Es ist immer ein bischen schade, wenn Diskutanten auf einem sehr begrenzten
> Informationsstand aktiv werden. Dann kommen unbedachte Aeusserungen, wie
> die von Florian zustande. Z. B. sammeln wir ueberhaupt keine Netzkunst!
> Dies moegen andere gerne tun. 

Vielen Dank fuer Deine Antwort und Klarstellung. Ich bitte Dich um
Entschuldigung, meine Reaktion war falsch. Schon als ich heute mittag
Deine Publikationen durchlas, wurde mir einsichtig, dass es Euch nicht um
Netzkunst, sondern um VR-Installationen geht. Gestatte mir bitte dennoch
einen terminologischen Verbesserungsvorschlag: Dass Eure
Projektbeschreibung von "telematischer Kunst" spricht, ist irreführend
(und hat mich gruendlich auf den Holzweg gefuehrt).

> Datenaufwendige Werke, die heutzutage nicht ueber das Netz gehen koennen
> und vielleicht einen Vorgeschmack auf die Zukunft des Internet bieten, die

Darueber koennte man trefflich diskutieren. In den ersten grossen Debatten
um Netzkunst war VR ein beliebtes Stichwort; z.B. bestand die erste
Netzkunstpraesentation von Telepolis aus VRML-Arbeiten. Dass die "net.art"
sich in den folgenden Jahren in eine ganz andere Richtung entwickelte,
hatte sicherlich auch pragmatisch-technische Gruende. Netzkunst musste
sich in den schmalen Korridoren der realexistierenden Bandbreite
einrichten. Ich finde jedoch, dass diese Einschraenkung sich produktiv
ausgewirkt hat; ich halte konzeptuelle Netzkunst nicht für bildanaemische
Hungerkunst und hoffe nicht, dass sie bald im Sinne des 'pictorial turn'
durch illusionistische - oder, wie Du genauer formulierst, "immersive",
Bildwelten abgeloest wird, also den digitalen Code anthropomorphisiert,
auch wenn dies durchaus ein plausibles Zukunftsszenario sein mag. Tilmans
analoger These, die fruehe Videokunst sei tendenziell spannender gewesen
als die heutige (als Beispiele würde ich Peter Campus und den fruehen Paik
einerseits und Bill Viola und Pippilotti Rist andererseits nennen),
schliesse ich mich daher gerne an.

Gruss,

Florian
-- 
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