Krystian Woznicki on Tue, 29 Feb 2000 21:13:25 +0100 (CET)


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[Nettime-bold] Kulturserver Berlin G a z e t t e, 01. 03


Hi,

here I am posting the Berlin - G a z e t t e, a weekly update on the
cultural scene in Berlin. The G a z e t t e  is published in the context of
Kulturserver (www.kulturserver.de), a locally-oriented electronic community
project initiated early 1998 by Ponton European Media Lab (www.ponton.de).
The Berlin version (Sachsen-Anhalt, Kosova and Niedersachsen issue their
own) focuses on the juncture of new media, arts and architecture while
emphasizing local culture politics.

Please mail us your comments.

Best wishes
Krystian Woznicki
mailto:krystian@snafu.de

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Weichenstellen
oder: "Saechselnde Lenker, jubelnde Massen und gebeutelte Buchstaben."

Zwei Momentaufnahmen: Walter Ulbricht, der saechselnde Lenker ostdeutscher
Geschicke, verlaesst, den jubelnden Massen zuwinkend, in einem Sonderzug
Berlin Ostbahnhof Richtung Polen. Der letzte Verkehrsminister der
entschwundenen DDR drueckt einen roten Knopf: die Neonschrift Berlin
Hauptbahnhof leuchtet strahlend auf. Das erste Ereignis ist 1958 datiert,
das zweite 1988.

Ereignisse, Lichtjahre entfernt, die historische Distanz aber ist kurz. Das
verlangt nach Eingriff, die Erinnerung und das Bewusstsein, jenes oefters
abhanden kommende Historische, wieder zu beleben, zu verunsichern. Die
Zeichen eines Wechselbalges deutscher Geschichte, die Neonschrift
BERLINOSTBAHNHOF, ist gerettet oder "verfrachtet" in einen Kunstkontext
(siehe Veranstaltungshinweis).

Gebeutelte Buchstaben als Zeugnis der Verwerfungen Deutscher Geschichte.
Ein Weg vom Schlesischen Bahnhof zum Ostbahnhof zum Hauptbahnhof und wieder
zurueck zum Ostbahnhof. Industrielle Revolution, die Explosion Berlins als
Grossstadt, die Verbindung der Metropole nach dem Osten, Grossdeutsches
Reich, Teilung Deutschlands, Hauptstadt der DDR und Westberlin, Fall der
Mauer und Wiedervereinigung. In diesen scheinbar belanglosen Buchstaben,
die auch vor der Verschrottung gerettet wurden, findet sich exemplarisch
deutsche Geschichte.

Berlin soll zwanghaft ein neues Zentrum der Verbindung zwischen Ost- und
Westeuropa werden. Eine Option, die die Medien zu einem Mythos steigern.
Doch selten kehrt wieder, was einmal verloren. Der neuen Kathedrale des
Fortschritts, dem Lehrter Stadtbahnhof, steht hier nur ein rostiger,
flackernder Schriftzug gegenueber.

Peter Lang, freier Kurator
mailto:fegl@gmx.de

Fuer die kommenden Tage waeren folgende Veranstaltungen im Terminkalendar
aufzunehmen.

01.03.

D i s k u s s i o n :  Verschiedene Wiener Medieninitiativen werden ihre
Projekte im Rahmen der kommenden mikro lounge (http://www.mikro.org)
vorstellen.   Natuerlich findet die lounge nicht zuletzt vor dem
Hintergrund der aktuellen politischen Situation in Oesterreich statt. Ein
Versuch soll unternommen werden, die zukuenftige Medien-Politik
Oesterreichs in den Blick zu bekommen und moegliche Formen von medialem
Widerstand zu debattieren. Mit: Johannes Grentzfurthner (monochrom),
Christian Hessle (betazine), Oskar Obereder (silverserver), Carola Platzek
(get.to.attack), Meike Schmidt-Gleim (get.to.attack), Ort: INIT,
Chausseestr.119/120 , 20 Uhr

02.03.

V e r n i s s a g e : Lars Ramberg (geboren 1964 in Oslo) lebt und arbeitet
in Berlin und Oslo. Seine kuenstlerische Arbeit definiert sich nicht ueber
ein spezifisches Medium. Fuer seine Projekte greift er in gegebene
raeumliche und zeitliche Situationen ein, entnimmt vorhandene Elemente und
integriert diese 'ready mades'  in einen voellig neuen, kuenstlerischen
Zusammenhang. In dem von Peter Lang kuratierten und mitkonzipierten Projekt
BERLINOSTBAHNHOF praesentiert Ramberg  eine umfangreiche Installation mit
den orginalen Leuchtbuchstaben des Schriftzugs Berlin Ostbahnhof, die sich
bis vor kurzem auf dem Dach des Bahnhofsgebaeudes befanden. Das Projekt
versteht sich als ein Testen neuer Formen der Interaktion im Betriebssystem
Kunst und als ein Weg grenzueberschreitender Kooperation zwischen
unterschiedlichen Partnern. Ort: Kuenstlerhaus Bethanien, Studio 1,
Mariannenplatz 2, 19 Uhr.

04.03.

V e r n i s s a g e :   Grossformatige Portraits historischer
Persoenlichkeiten im Stil klassischer Gemaeldegalerien :  Hiroshi  Sugimoto
stellt mit seinen Fotografien von  Wachsfiguren aus den Kabinetten in
London, Amsterdam und Tokio Abbildung und Realitaet hintergruendig in
Frage. Mit "Sugimoto: Portraits" praesentiert das Deutsche Guggenheim
Berlin (http://www.deutsche-guggenheim-berlin.de) sein drittes
Auftragswerk. Ort: Deutsche Guggenheim, Unter den Linden 13-15, 18 Uhr.

05.03.

S y m p o s i u m :  Um die Lage und Zukunft der temporaeren
Kulturnutzungen (sprich illegale Bars / nicht-kommerzielle Galerien, Clubs
etc) im Zusammenhang mit der Berliner Stadtentwicklung soll es in einem von
der Medieninitiative Ideenshop angeregten Symposium
(http://www.cybertecture.de/wollanik) gehen. Im Rahmen einer Diskussion in
entspannter Atmosphaere werden  Betreiber/ Akteure ueber ihre Erfahrungen
und ihre Zukunftsplaene sprechen.  Ort: Rotherstr.20, Ladenlokal, Oberbaum
City (Narva-Gelaende), Friedrichshain, S-und U-Bhf Warschauerstr,  20 Uhr.

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*     http://www.kulturserver.de       *
the online community for art  +  culture
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Kulturserver wurde 1998 vom PONTON EUROPEAN MEDIA ART LAB
(http://www.ponton.de) ins Leben gerufen. Als regionale Online Community
fuer Kunst und Kultur bietet es eine kostenlose Platform fuer Kuenstler und
Kulturschaffende, die sich auf  selbstgestalteten Homepages praesentieren,
Veranstaltungen in dem Kalender veroeffentlichen, einenWebmail Service
nutzen und selbstproduzierte Radio- und Videoprogramme live senden koennen.
Auf Einladung von Kulturserver Berlin fassen vorort taetige Journalisten
und Kenner der Kulturszene ihre Beobachtungen  und Eindruecke in einer
woechentlich zirkulierenden    G a z e t t e  zusammen. Die Redaktion will
die G a z e t t e auf Grund der grossen  Nachfrage erweitern und sucht nun
Sponsoren. Wenn Ihnen die G a z e t t e gefaellt, koennen Sie unter
(http://www.kulturserver.de/cgi-bin/newsletter) die email-Adresse von
Freunden und Bekannten eingeben. Diese erhalten sie dann ebenfalls
woechentlich.

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